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G. E. Müller.
je intensiver die Belichtung war.1 Wie zu erwarten, gibt es
für jede nach vorheriger völliger Dunkeladaptation auf ein Auge
wirkende Helligkeit einen Grenzwert der Einwirkungszeit, dessen
Überschreitung eine weitere Verringerung der Empfindlichkeit,
die das Auge nach Wiederherstellung völliger Dunkelheit zeigt,
nicht zur Folge hat. Und zwar scheint dieser Grenzwert, was
allerdings noch der Bestätigung bedarf, im Falle geringerer In¬
tensität der einwirkenden Helligkeit bei einer kürzeren Be-
lichtungsdauer erreicht zu werden als im Falle gröfserer Licht¬
stärke.
Soll nun der im vorstehenden näher charakterisierte Einflufs,
den Dauer und Stärke einer Belichtung des Auges auf das bei
nachfolgender Dunkeladaptation sich zeigende Verhalten der
Lichtempfindlichkeit ausüben, auf ein Nachwirken der Hemmung
zurückgeführt werden, die während der Belichtung die Zapfen¬
erregungen auf die Sehpurpurbildung ausübten, so bieten sich
von vornherein zwei Annahmen dar. Erstens die Annahme,
dafs der durch Erregung des Zapfenapparates entstandene, eine
Hemmung der Sehpurpurbildung mit sich führende Zustand
gewisser Nervenorgane nach Wiederherstellung Voller Dunkelheit
in einer von der Stärke und Dauer der vorausgegangenen Hellig¬
keit abhängigen Weise noch eine Zeitlang mit abnehmender
Intensität perserviere. Die zweite Annahme knüpft an die Be¬
merkung von Teendelenbueg (Ergebnisse der Physiologie, 11,
1911, S. 20 f.) an, dafs man in Beziehung auf das eine nur lang¬
same Sehpurpurbildung zeigende Anfangsstadium der Dunkel¬
adaptation daran denken könnte, ,,dafs zunächst nach einer
völligen Zersetzung des Sehpurpurs eine gröfsere Reihe von Vor¬
stufen bei der Neubildung durchlaufen werden müfste, deren
Reaktionsgeschwindigkeit nicht beträchtlich wäre.“ Nimmt man
an, dafs die Erregungen des Zapfenapparates die Bildung einer
oder mehrerer Vorstufen des Sehpurpurs nach Mafsgabe ihrer
Stärke und Dauer hemmen, und dafs bei Gegebensein einer Be¬
lichtung des Auges die Verhältnisse naturgemäfs einem stationären
Zustande zustreben, bei dem die trotz der vorhandenen Hemmung
im Zeitelement noch gebildete Menge von Sehpurpur dem Dekre¬
mente gleich ist, das der vorhandene Bestand an Sehpurpur im
1 Hierauf weisen auch Versuchsresultate von St. Schneider ( Wundts
Psychol. Studien 7, 1912, S. 226 f.) hin. Man vergleiche hierzu auch Treitel.
im Arch. f. Ophth. 33, II, S. 73ff.