Experimentelle Studien über die Attribute der Farben II
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bestimmt werden soll, werden in Form der Normenkärtchen zu
a
einer Vertikalreihe geordnet: b
c.
Die Vp. wird auf gef ordert, sich unter diesem dreigeteilten läng¬
lichen Rechteck ein architektonisches Gebilde, etwa eine Säule mit
Kapitell, Schaft, Basis, vorzustellen, dessen Ganzheit durch Bindung
und Gliederung geschildert werden soll. Zu diesem Ziele müssen
die beiden Enden (a und c) ineinander bindende Farben gesetzt
werden; das Mittelstück (b) mufs dagegen zum Zwecke einer
klaren Gliederung deutlich abgesetzt werden. Die Vp. erhält nun
die Aufgabe die drei Farbenkärtchen so gegeneinander zu vertau¬
schen, dafs die Gestaltung am günstigsten herauskommt. Die Farben,
die die Vp. an die Enden des Gebildes legt, sind dann offenbar
die am nächsten verwandten. Das Verfahren hat sich mir als sehr
zuverlässig erwiesen. Nur wenige Beispiele mögen hier aufgezählt
sein, die die Bedeutung der Farbenhelligkeit erläutern.
Zunächst ein Beispiel, das die Kraft der Bindung zwischen
Hellgleichen gegenüber Farbtongleichheit und Wertgleichheit er¬
läutert! Ich habe es der Übersicht C entnommen, aus der man
viele gleichartige Zusammenstellungen auf bauen kann. Die
Säule (a) zeigt den Versuch, die
Farbtongleichen gegen die Hell¬
gleichen und Wertgleichen zu
binden, (b) denjenigen einer Bin-
duog zwischen den Wertgleichen
und (c) den Versuch einer Hellig¬
keitsbindung. Die Anschauung lehrt, dafs die letzte Anordnung
die befriedigende Lösung bringt. In diesem Falle läfst sich da¬
her behaupten, dafs die Bindung auf Grund gleicher Helligkeit
stärker ist als die widerstreitenden farbtongleichen und wert¬
7ga
3pa
3pa
3pa
7 ga
7 pa
7 pa
7 pa
7 ga
(a)
(b)
(c)
gleichen Bindungen.
Besonders wichtig sind Beispiele, in denen eine bunte Farbe
an die gleichhelle unbunte gebunden wird. Dann wird durch
die Attributverwandtschaft gewissermafsen die Kluft zwischen
den systematisch fremden Gruppen der Bunten und Unbunten
überbrückt.
(R. Matthaei, Die Verwandtschaft der Farben und ihre Bedeutung für
farbiges Gestalten. Die Farbige Stadt. Hamburg 1927.) Dort findet man
auch eine bunte Tafel zur Erläuterung.