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Theodor Hausmann
Haut, auf dem Muskelboden des großen Kaumuskels (M. masseter)
quer über die Backengegend hinweg verläuft, sehr gut als zünd¬
holzdicker, runder, derber Strang getastet werden kann. Zu diesem
Zweck lassen wir die Zähne zusammenbeißen, wobei der M. masseter
sich anspannt. Auf dem oberen Teile des vorderen, stufenförmig
nach vorn abfallenden, dicken und harten Randes des Muskels
führen wir dann mit den Fingerkuppen unterhalb des Os zygo-
maticus Gleitbewegungen von unten nach oben und von oben
nach unten, auf und ab, aus. Dabei fühlen die Finger den duc¬
tus stenonianus, als runden Strang. Noch besser aber gelingt
das Tasten desselben, wenn wir nicht mit den Fingerbeeren
tasten, sondern mit dem aufgesetzten Nagelrande. Meine Zuhörer
in Karlsbad haben das gleich an sich selbst bestätigen können.
Es erweist sich, daß der ductus stenonianus ein ausgezeich¬
netes Testobjekt für Tastversuche ist. Denn fast jeder Mensch
kann ihn an sich selbst und bei anderen tasten. Nur allzufette
oder ödematöse Backen verhindern das Tasten dieses Gebildes.
Dieser Umstand erübrigt es für entsprechende Tastprobleme künst¬
liche, experimentelle Versuchsanordnungen zu treffen.
Es lag die Aufgabe vor, zu entscheiden, ob der ductus
stenonianus auch mit der Fingerkuppe oder mit dem Nagelrand
des völlig anästhesierten Fingers getastet werden kann.
Es erwies sich, daß die Vp. mit der Kuppe der anästhesierten
Fingers den ductus stenonianus als zündholzdicken Strang sehr
wohl fühlte, wenn der Finger vorschriftsmäßig über denselben
hinwegglitt. Somit war es klar, daß bei diesem Tasterlebnis die
Fingerspitzen, d. h. taktile Empfindungsqualitäten keine Rolle
spielen konnten. Es bleibt die Vibrationsempfindung und die
endokinetische Empfindung.
Was die Vibrationsempfindung anlangt, so sind die vorbei¬
gleitenden Flächen so glatt und geschmeidig, daß Geräusche und
Reibungen, die Vibrationen auslösen, nicht entstehen können,
wenigstens dann nicht, wenn das Vorbeigleiten nicht zu rasch und
ohne starken Druck erfolgt. Wenn das Vorbeigleiten bei stärkerem
Druck und sehr rasch erfolgt, hört man ein leises Knipsen, derart,
daß hierbei Vibrationen wohl ausgelöst werden könnten. Doch
für gewöhnlich geht der Vorgang ganz lautlos vor sich, so daß
für Vibrationen keine Geräusche als Substrat vorhanden sind. Es
ist auch nicht zu verstehen, wie die Vibrationsempfindung den