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Georg Elias Müller
sich darbietende Streifenbild in allen seinen Teilen die gleiche
Helligkeit besitze.
3. Eine Erhöhung der Helligkeit des Lichtspaltes
macht sich bei sonst gleich bleibenden Umständen im Sinne einer
Verkürzung der Breite des auf tauchenden Lichtstreifens geltend.
Daß, wie die Beobachtungen gezeigt haben, der vordere, ansteigende
Helligkeit zeigende Teil des Lichtstreifens bei zunehmender Licht¬
stärke des Spaltes sich verkürzt, ist nach allem, was wir über die
Abhängigkeit der Steilheit des Erregungsanstieges von der Reiz¬
starke wissen, selbstverständlich. Was den hinteren Streifenteil
anbelangt, so ist zu beachten, daß die mehr nach vorn gelegenen
Partien des von dem Lichtspalt erregten Teiles der physiologischen
Spaltbahn auf die mehr nach hinten gelegenen Partien S-Induk-
tionen ausüben, die zur Folge haben, daß in späten Abstiegs¬
stadien der Erregung befindliche Elemente der physiologischen
Bahn, die bei Fehlen dieser rückläufigen S-Induktionen im hinteren
Teile des auftauch enden Streifens vertreten sein würden, in diesen
tatsächlich nicht vertreten sind. Die rückläufigen S-Induktionen
machen sich selbstverständlich nicht bloß im Sinne einer Latenz
des in seine Bahn einrückenden Lichtspaltes, sondern auch im
weiteren Ablauf des Lichtstreifens geltend. Je größer nun die
Helligkeit des Lichtspaltes ist, desto stärker sind auch jene rück¬
läufigen S-Induktionen, die im Sinne einer Verkürzung des hinteren
Teiles des auftauchenden Lichtstreifens wirken.
4. Sieht man von dem in dieser Abhandlung ganz außer Acht
zu lassenden kritischen Stadium ab, so ist kurz zu sagen, daß
die Dunkeladaptation dazu dient, die Breite des auf¬
tauchenden Lichtstreifens etwas zu vergrößern (Fröhlich, S. 81).
Dies erklärt sich hinlänglich aus dem längeren metaphotischen
Nachdauern der Stäbchenerregüngen. Denn je länger das Nach¬
dauern der Erregungen ist, desto breiter kann der schlagartig und
mit dem Eindrücke der Gleichzeitigkeit aller seiner Bestandteile
auftauchende Lichtstreifen sein.
5. Wird die Breite des Lichtspaltes, also die Belich¬
tungsdauer, von einem minimalen Werte ausgehend vergrößert,
so nimmt die Breite des Lichtstreifens zunächst bis zu einem ge¬
wissen Werte ab, um jenseits dieses Wertes eine deutliche Zu¬
nahme zu erfahren (Fröhlich, S. 188). Dies erklären wir mit
Fröhlich folgendermaßen. Bei geringen Werten der Spaltbreite
macht sich eine Vergrößerung derselben wesentlich als eine Steige-