Psycho-physische Konstanten u. Variablen des Temperatursinnes. II 211
bestimmt werden; die mit Kältereizen von 19° und 3 Minuten
Dauer erzielte Anstimmungskurve II ist das Ergebnis einer nur
einmaligen Durchprüfung.
Als Ergebnis besagen die Kurven vor allem, dafs allerdings
mit steigender Reiz d au er der Verlauf der Anstimmung sich
verzögert, dafs aber entgegen den Erwartungen auf die An¬
stimmung gegen den gleichen Reizwert die Reiz stärke
keinen erheblicheren Einflufs hat. Zur Ergänzung dieses Er¬
gebnisses haben wir noch die Reizdauer weiter variiert und
ihren Einflufs auf die Anstimmung nach einem stets 30 Sekunden
langen Aufenthalt der Versuchshand in dem Wasser von 38°
geprüft. Die so erzielten Einzelwerte sind in dem Koordinaten¬
system der Abb. 6 mit besonderen Zeichen vermerkt. Bei einer
Reizdauer von 2 Minuten in 19° haben wir uns des Zeichens *
bedient, eine Reizdauer von 4 Minuten durch ein X und
5 Minuten durch ein © bezeichnet. Den letzteren Wert fanden
wir bei einer 15 Minuten dauernden Kältereizung noch 0,2°
tiefer.
Als Ausgangspunkt der Anstimmungskurven haben wir uns
derjenigen Werte bedient, die für den Zustand der Abstimmung
im Augenblick des Endes der Kältereizung bei der gleichen
Versuchsanordnung (S. 218, Abb. 9) ermittelt haben, unmittelbar
bevor nämlich die Versuchshand aus dem Reizwasser gehoben
und zur Wiederanstimmung auf 38° erwärmt wird. In diesem
Augenblick fallen ja das Ende der Abstimmung und der Beginn
der Anstimmung zusammen und müssen einem identischen Um¬
stimmungszustand der Nerven entsprechen.
Zu den weiteren Versuchen (Abb. 7 u. 8) haben wir stets
die gleiche Reiz stärke und Reiz d au er angewandt, nämlich
einen Kältereiz von 19° und 1 Minute Dauer. Dafür haben wir
einen Wechsel in den Zwischentemperaturen eintreten lassen,
nämlich zur Beobachtung der Anstimmung der Kältenerven
die Versuchshand statt auf 38° auf 30° bzw. nur auf 22° er¬
wärmt. Nach Beendigung jedes Einzel Versuches wurde dabei
übrigens die Versuchshand noch 3 weitere Minuten auf 38° er¬
wärmt, um an ihr die vollkommene Anstimmung zur konstanten
Empfindlichkeit gegenüber 19° sicherzustellen. Unter diesem Ge¬
sichtspunkt haben wir auch die Anstimmung der Wärme¬
nerven untersucht, wobei wir zur Wärmereizung die Versuchs¬
hand stets für 1 Minute von 35° auf 38° erwärmten und hernach