Psycho-physische Konstanten u. Variablen des Temperatursinnes. I 193
Vor jeder Versuchsserie mit diesen Adaptationstemperaturen wurden
beide Hände zunächst 15 Minuten auf 38° erwärmt, damit ihre Kältenerven
beim Beginn der Versuche ihre volle Empfindlichkeit hatten. Die Er¬
gebnisse sind in Tabelle 7 zusammengestellt, in der wir unter A die ver¬
wandten Adaptationstemperaturen und unter Rdie Temperaturveränderungen
eingetragen haben, deren Betrag die Erzielung einer adaptationsfreien Kälte¬
empfindung eben ermöglichte. Zwischen A und R haben wir am Kopf¬
ende der Tabelle das Verhältnis von 1- zu r-Urteilen vermerkt, und in den
zugehörigen Längskolonnen die Temperaturveränderungen, die das be-
zeichnete Urteilsverhältnis ergeben hatten.
Tabelle 7
Juni bis Juli 1928. Vp. Hahn
A
5 1 : 0 r
4 1 : 1 r
3 1 2 r
2 1 : 3 r
1 1 : 4 r
0 1 : 5 r
R
20
1,0
0,9
GO
cT
0,7
1,0
25
1,7
1,6
1,5
1,4
1,3
1,7
30
2,5
2,4 h. 2,3
2,1
2,1
35
2,9
2,8 u. 2,7
2,6
2,9
Die Ergebnisse dieser Tabelle haben wir in ein Koordinaten¬
system eingetragen (Abb. 1), dessen Abszissenwerte die Adap¬
tationstemperaturen (A), dessen Ordinaten den zur Erzielung einer
adaptationsfreien Kälteempfindung benötigten Mindestbetrag an
Temperaturveränderung (R) entsprechen. Um diese Kurve noch
weiter zu ergänzen, haben wir Hahns Versuchshand auf sämt¬
liche vollen Temperaturgrade zwischen 35 und 15 0 adaptiert und
in der beschriebenen Weise um die zu ermittelnden Beträge ab¬
gekühlt. Hierbei haben wir jeden Einzelbetrag aber nicht mehr
5mal durchgeprüft, sondern uns mit einem einzigen Versuch
begnügt. Und zwar haben wir mit den Beträgen so lange um
0,1° gewechselt, bis wir 3 mal hintereinander eine stärkere Kälte¬
empfindung an der linken Hand erzielt hatten, und dann den
geringsten der 3 hierzu benötigten Beträge als den gesuchten
Mindestbetrag in die Kurve eingezeichnet. Wenn eine geringere
Temperaturveränderung schon ein 1*Urteil herbeiführte, eine
gröfsere dann aber doch noch ein r-Urteil veranlafste, so verlor das
1-Urteil dadurch seine Gültigkeit, doch war eine derartige Über¬
kreuzung der Versuchsergebnisse bei der grofsen Deutlichkeit
dieser Versuche kein sehr häufiges Vorkommnis.
In der gleichen Weise haben wir eine Reihe Versuche unter
13*