Stäbchenfunktion und Farbenkonstanz.
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Stäbchen zuschrieb. Dies ist der historische Anknüpfungspunkt,
wenn wir in monochromatischer Beleuchtung die Stäbchen die
Lufthelligkeit gesondert von der farbigen Strahlung perzipieren
lassen, aber auch für die Verselbständigungen der farblosen
Valenzen, die wir für das Prinzip des „Helligkeitsabstands“ an¬
nehmen.
Was die Arbeit der Stäbchen anbelangt, so sollen Konstanz¬
versuche an Zapfenblinden ihre Funktionsweise genauer erfassen.
Vielleicht ergeben sie dann mit Sicherheit das Resultat, das
heute als Hypothese bereits vorweg genommen werden darf, dafs
aus der KRiEsschen Duplizitätstheorie und der neueren Bühler-
schen Duplizitätstheorie, welch' letztere sich zunächst auf das
Hintereinander im Sehraum bezieht, eine „allgemeineDupli-
zitätstheorie“ für die Beleuchtungswahrnehmung und alle
ihre Spezialfunktionen resultiert.
Zusammenfassung.
Das „räumliche Weifsphänomen“, das, vom Adaptations¬
zustand unabhängig und mit verdichtungsflächenartigen oder
raumhaften Eindrücken verbunden, an Farbenerscheinungen in
bunter Beleuchtung auf tritt, ist der Ausdruck einer Funktion
des Stäbchenapparates, durch die neben der Verwertung der
Farbstrahlung durch den Zapfenapparat die der bunten
Beleuchtung entsprechende raumfüllende Helligkeit in Form
eines „Weifshäutchens“ an die Farbqualität herangebracht wird,
wodurch eine auf Helligkeitsbeziehungen beruhende Vorstufe der
Farbenkonstanz ermöglicht wird. Dem Stäbchen apparat der
Zapfenblinden ist diese Auxiliareinrichtung fremd. Hellfunk¬
tionen dieser Art kann der Stäbchenapparat nur aus seiner
Auxiliarrolle heraus entwickeln.