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Purkinjesches Phänomen und Eigenhelligkeit.
Von
Prof. Dr. Franz Hillebrand (Innsbruck).
In zwei Abhandlungen, die kürzlich in den Sitzungsberichten,
der Wiener Akademie erschienen sind, hat sich F. Exner mit
einigen, der physiologischen Optik angehörigen Tatsachen beschäf¬
tigt, die teils unter dem Namen des PurkinjEschen Phänomens
bekannt sind, teils mit diesem in engem Zusammenhänge stehen.1
Zu den letzteren rechne ich vor allem diejenigen Erscheinungen,
die mich seinerzeit zur Einführung des Begriffes der spezifischen
Helligkeit veranlafst haben und die mir die Möglichkeit zu
bieten schienen, über einen, unmittelbar gar nicht beobachtbaren
Grenzfall, nämlich den der absolut gesättigten Farbenempfin¬
dungen, bestimmte Aussagen zu machen und eine von Hering
bisher blofs als Vermutung ausgesprochene Ansicht exakt zu
beweisen. Es handelte sich darum, aus den tatsächlichen, niemals-
in absoluter Sättigung gegebenen Farbenempfindungen gewisse
Schlüsse auf die Helligkeiten der absolut gesättigten Farben¬
empfindungen zu machen — eben jene Helligkeiten, die ich als
„spezifische , d. h. mit den als rein gedachten Empfindungen
unveränderlich mitgegebene, bezeichnet habe. Was sich hier für
die spezifischen Helligkeiten ergeben hatte, hat dann auch den
Schlüssel zur Erklärung des PuRKiNJEschen Phänomens geliefert_
vorausgesetzt allerdings, dafs man die Entstehungsbedingungen
des letzteren viel genauer studiert als dies bisher geschehen war.
Unter dieser Voraussetzung stellt sich das PuRKiNJEsche Phänomen
F. Exner, „Einige Versuche und Bemerkungen zur Farbenlehre.“
Wiener Sitzungsberichte Mathem.-naturw. Klasse Bd. 127 Heft 9. (1918) und
„Zur Kenntnis des Purkinjeschen Phänomens“, ebenda Bd. 128 Heft 1 (1919).
Ich zitiere im folgenden mit: Exner, I bzw. II.