301
(Ane dem philosophischen Seminar der Universität Graz.)
Dispositionspsychologisches über Gefiihlscomplexionen.
Ym
Dr. Robebt Saxingeb.
§ l.
Zwei oder mehrere Gefühle, welche im Bewufstsein gleich¬
zeitig neben einander vorhanden sind, stehen offenbar in einer
bestimmten Relation und bilden vermöge der Relation, der sie
angehören, ein Ganzes, eine Complexion, die ebenso realer Natur
ist, wie die betreffende Relation.1 Eine derartige Realcomplexion
wird mit Rücksicht darauf, dafs ihre Bestandstücke Gefühle sind,
als Gefühlscomplexion bezeichnet werden können. Nun wäre es
denkbar, dafs gleichzeitige Gefühle einer entweder allgemeinen
oder nur unter gewissen Umständen auftretenden Tendenz folgend
noch eine besondere Verbindung eingingen und unter Preisgabe
ihrer Selbständigkeit sich zu einem sogenannten Totalgefühle
vereinigten. Jedenfalls stünden die sioh so zusammenschliefsen-
den Gefühle in einer bestimmten Realrelation, welcher sich noch
weitere Relationen zwischen den Einzelgefühlen und dem Total¬
gefühle zugesellten. Die Gefühle bildeten vermöge der zuge¬
hörigen Relationen auch in diesem Falle eine Realcomplexion,
die wohl ebenso, wie die früher erwähnte, ein Recht hätte, als
Gefühlscomplexion benannt zu werden. Diese letztere Art der
Gefühlcomplexionen bildet den Gegenstand der herkömmlichen
1 Vgl. Mbinonq. „Ueber Gegenstände höherer Ordnung and deren Ver-
• hafcnifs mnr inneren Wahrnehmung“. ZmMmfl fair PtycMtgie 2J (3 a. 4).
§ 6. Um Coincidenzprincip. § 6. Reale und ideale Gegenstände.