Literaturbericht.
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Schläfelappen einerseits, BaocAScher Windung andererseits. Ihre Haupt¬
tätigkeit besteht in der Umwandlung einer Wort- in eine SprechVorstellung
— einem analytischen Prozesse, der die Sprechbewegung vorbereitet —,
und in der Metamorphose einer Sprech- in eine Wortvorstellung — einem
synthetischen Vorgänge, der das Verstehen möglich macht. — Durch seine
Verknfipfung mit der Stereopsyche dient das glossopsychiche Feld einmal
als Übertragungsapparat zwischen dieser und einem Teile des motorischen
Rindensystems, denn stereopsychische Erregungen sind für jenes adäquate
Reize; andererseits erzeugen Erregungen im glossopsychischen Felde eine
Kinese der Stereopsyche, ebenso wie die Erregungen des akustischen
Rindensystems adäquate Reize f&r die Glossopsyche bilden. Auf diesem
Reflexapparat der Glossopsyche treten also die Erregungen von den Ein-
und Ausgangspforten her, welche die pathopsychischen und motorischen
Rindensysteme darstellen, in unser Bewußtsein.
Wir müssen hier leider — schon infolge der Kompliziertheit der Ver¬
hältnisse — davon Abstand nehmen, die weiteren gedankenreichen Aus-
fflhrungen Storchs fiber die Assonanz zwischen Stereo- und Glossopsyche,
Aber die Beziehungen zwischen Buchstabenlaut- und Buchstabenform-
Vorstellung zu besprechen, ebenso wie wir bezfiglich der Vergleiche seiner
psychophysiologischen Ergebnisse mit den klinischen Symptomenbildern
der verschiedenen Aphasieformen auf die Arbeit selbst verweisen müssen.
Aus dem neuen „psychologischen Gewände“, das Storch den klinischen
Erfahrungen gibt, leitet er seine Einteilung der Aphasieformen ab. Als
das wesentlichste Ergebnis dieser Untersuchungen betrachtet der Autor die
Möglichkeit, nunmehr „die Funktion der Glossopsyche gesondert von der
Funktion des motorischen und akustischen Neuronsy stems prüfen zu
können“. Spirlmryer (Freiburg i. B.).
Storch. Zwei Fille TOB reiner Alezle. Monatsgehr. f. Psychiatrie u. Neurol.
XIII (Ergh.), 499—532. 1903.
Von der psychologischen Grundlage aus, die Storch in seiner Arbeit
„Der aphasische Symptomenkomplex“ entwickelt hat, will der Autor an
möglichst vielen Fällen verschiedenartiger Hirnsymptome — diesmal an
zwei Fällen von reiner Wortblindheit — darlegen, wie sich ein neuer Boden
ffir die Hirnforschung schaffen läßt.
In seiner Besprechung der Alexie führt Stohch aus, daß sie eine
spezielle Form der Seelenblindheit ist, die aus einer Unterbrechung der
Verbindungsbahn zwischen Lichtzentrum und stereopsychischem Felde
resultiert. Es handelt sich dabei um eine krankhafte Störung des Wahr-
nehmnngsvorganges: das räumliche Moment der optischen Wahrnehmung
ist in seinem Einfluß auf die Bewußtseins Vorgänge gestört, es fehlt die
zur Begriffsbildung nötige „Stabilisierung“ in dem räumlichen Teil der
Bewußtseinsfunktion. Beruht die gewöhnliche Seelenblindheit darauf, daß
„die normal in den Sinnesfeldern sich abspielenden Erregungen ihren
normalerweße gesetzmäßigen Einfluß auf das Bewußtseinsorgan nicht
mehr austtben“, ist bei ihr „der Einfluß vieler qualitativ verschiedener
Empfihdungen auf die Begriffsbildung aufgehoben“, — so ist bei der reinen
ßchriftblindheit ausschließlich das räumliche Moment im Wahrnehmungs-