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nehmung; je mehr wir die Gesetze der Täuschungen kennen lernen, um
so weniger werden unsere Sinneswahrnehmungen in Widerstreit geraten.
Nur kurz berichte ich noch über den Inhalt der folgenden Arbeiten
dieses Heftes. Jobs M. Moors teilt „Studien über Ermüdung“ mit,
bei denen die Akkommodations- und Konvergenzanstrengungen der Augen
zur Feststellung von Ermüdungskurven benutzt werden. Die Versuche
sind für die Tiefen Schätzung und Akkommodationstheorien fast noch
lehrreicher als grade für die Ermüdungserscheinungen. Für die fort¬
schreitende Ermüdung giebt der Verfasser drei Merkmale an: Ve>
mehrung der Ungenauigkeit der einzelnen Urteile und der Unregelmässig¬
keit im Gang der Beurteilung, und häufiges Auftreten extremer Resultate.
Die nächste Arbeit: £. M. Weyer, „Versuche über die Re¬
aktionszeit eines Hundes*, enthält höchstens das Bemerkenswerte,
dafs die Tastreaktionen auffallend kurz sind (89 e). In dem Schlufs-
aufsatz beschreibt Scripture „einige neue Apparatew, von denen mir
der Sprechschlüssel der brauchbarste zu sein scheint.
Meuxakv (Leipzig).
E. v. Lommel. Lehrbuch der Experimentalphysik. 8. Aufl. XI u. 566 S.
mit 430 Textfiguren und einer Spektraltafel. Leipzig 1896. J. A. Barth.
Die grofse Bedeutung und der weite Raum, den die physikalischen
Wissenschaften immer mehr in dem Unterricht an den höheren Schulen
und Hochschulen gewinnen, tritt u. a. auch in der stetig zunehmenden
Zahl von Lehrbüchern der Physik hervor. Je nach dem Kreise, für den
sie berechnet sind, ist auch die Art der Ausführung und die Methode
der Darstellung eine verschiedene. Das vorliegende Buch, von dem in
verhältnismäfsig kurzer Zeit die dritte Auflage notwendig geworden,
stellt sich die Aufgabe, die Grundlehren der Physik dem heutigen Stand¬
punkte unserer Kenntnisse gemäfs ohne ausgedehnte mathematische
Entwickelungen allgemein verständlich darzulegen. Unter An¬
knüpfung an die alltägliche Erfahrung und an leicht auszuführende
Versuche sind überall die Thatsachen als unveränderliche Grundlage
unseres Wissens in den Vordergrund gestellt. Um aber auch weiter¬
gehenden Ansprüchen entgegenzukommen, sind in eingeschalteten kleiner
gedruckten Abschnitten die wichtigsten mathematischen Entwickelungen
in elementarer Darstellung gegeben.
Das Buch beschreitet also so recht den Weg, welcher zum Selbst¬
studium geeignet ist. Wer daher in der Verfolgung andersartiger Spezial¬
forschungen physikalische Lücken in seinem Wissen bemerkt, sei auf
dasselbe aufmerksam gemacht. Insbesondere kann es den Psychologen
bestens empfohlen werden, weil Akustik und Optik recht eingehend
behandelt sind. Arthur König.
Henry Herbert Donaldson. The Growth of the Brain. A study of the
nervous system in relation to education. London, Walter Scott. 1896.
374 S.
Verfasser untersucht zunächst die Wachstumsgesetze des Körpers
im allgemeinen. Erst im 4. Kapitel geht er auf das Wachstum des