ExporimÖÄ »1ö Untersuchung dor psychischen Processes. 587
Es scheint daraus zu folgen, dass in jene, beiden Augen ge¬
meinsame, centrale Zone die Erregungsform, welche die Empfindung
des Flimmerns hervorruft, fertig hingeleitet wird. Ich sage, es
scheint zu folgen, denn wir werden später sehen, dass der ange¬
führte Versuch noch eine andere Deutung zulässt. Der ausge¬
sprochene Satz ist aber richtig, denn es kann nicht zweifelhaft sein,
dass die Veränderungen, welche dieser Flimmerempfindung zu Grunde
liegen, ebenda stattfinden, wo das positiv gleichgefärbte Nachbild
abläuft, also in der b-Zone der Retina. Es dürfte sich zu diesem,
wie es die Plateau’sche Scheibe zeigt, verhalten, wie die Em¬
pfindung einer massig raschen Succession von Schlägen auf die
Fingerhaut zu dem Kitzel, welches die Zähne eines rasch laufenden
Zahnrades in derselben hervorruft. Es ist übrigens nach dem was
wir schon wissen nicht anders denkbar, als dass diese Form der
Nervenerregung, welche in uns das Gefühl des Flimmerns hervorruft,
ihren Ursprung in der Retina hat, denn diese ist, wie wir bei dem
Versuch mit elektrischer Reizung der Opticusfasern sahen, das
trägste im ganzen Sehnervenapparat. Die centraleren Regionen ver¬
mögen öfter in der Secunde die Empfindung von Schwarz-Weiss zu
liefern, als jene Schichte der Retina.
Wenn man bei der geschilderten Versuchsanordnung die Schei¬
ben langsamer dreht, bis das eigentliche Flimmern aufgehört hat,
so gewahrt man ein Verhalten der Erregungen beider Augen zu
einander, welches dem schon geschilderten analog ist. Man sieht
zwar mit beiden Augen einen häufigeren Wechsel von Schwarz und
Weiss, jedes aber von einer Intensität, welche unabhängig davon ist,
ob man ein Auge schliesst oder nicht. Es führt uns diess zu einer
weiteren hier zu besprechenden Thatsache.
Es giebt eine beiden Augen gemeinsame Empfindungszone.
Wenn die Empfindung, welche die Nervenfaser a liefert, durch eine
Erregung in der Nervenfaser b alterirt wird, so müssen die beiden
Leitungen, irgend wo eine Wechselwirkung der in ihnen verlaufenden
Erregungen ermöglichen. Demnach muss der Ort, an welchem
die Wechselwirkung stattfindet, als Ursprung einer Empfindungsform
der obigen Feststellung gemäss eine Empfindungszone genannt wer¬
den. Beruht die Wechselwirkung nur auf Unterdrückung der durch a
geleiteten Empfindung in Folge der Erregung in b, so hat man sich