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J. C. Keil.
tierische Körper. Legt man auf eine wundgemachte Finger¬
spitze ein Stück Zink, und auf die Zunge eine Silbermünze,
so entsteht bei der Berührung der Metalle ein empfindlicher
Schmerz im Finger. Steckt man in einen hohlen Zahn ein zu¬
gespitztes Stück Zink, und bringt dieses mit einer Silbermünze
in Berührung, die an den Backen anliegt, so tut der Zahn
wehe. Legt man unter die Zunge ein Stück Stanniol und auf
die Zunge einen silbernen Löffel, und wälzt den Löffel so
herum, daß er den Stanniol berührt, so empfinden wir einen
sauren Geschmack, wie, wenn man die Zunge gegen eine aus¬
strömende Metallspitze hält. Wenn man feine Stäbe von Zink
und Silber abwechselnd in eine Rolle zusammenbindet und mit
derselben die Zunge berührt, so entsteht ein starker und un¬
angenehmer Geschmack. Daher die widrige Empfindung von
Trinkgeschirren an Stellen, wo sie gelötet sind. Nimmt man
hinter die eine Backe eine Silbermünze, hinter die andere eine
Zinkplatte, legt auf die Münze einen Silber- und auf die Zink¬
platte einen Zinkdraht, so entstehen beim Zusammenbringen
und Entfernen dieser Drähte Zuckungen im Gaumen und ein
heller Blitz in den Augen. Setzt man auf den Oberarm, zur
Seite des zweiköpfigen Muskels über den Mediannerven eine
Metallspitze, und [38] läßt dann einen Funken aus einem
in der Nähe stehenden Konduktor ausziehen, so zucken alle
Muskeln lebhaft, die von diesem Nerven gereizt werden. Wie
oft mögen Konvulsionen bei chirurgischen Operationen durch
den Gebrauch mehrerer Instrumente von verschiedenen Metallen
erregt sein!
Endlich will ich noch des Oxygens erwähnen, dessen
Wirkungen bei Wunden und Geschwüren und zur Belebung
erstickter Personen bekannt sind. Nach Humboldts* 1) vor¬
trefflichen Versuchen würde die Vegetation der Pflanzen durch
oxygenierte Kochsalzsäure,*) oxydierte Metalle, mäßig angewendete
Elektrizität und Wärme sehr befördert; Stickstoff hingegen, zu
große Hitze, Sonnenstrahlen, heftige elektrische Schläge stumpfen
die Reizbarkeit der Pflanzen ab.
Außer diesen Stoffen sind gewiß noch mehrere andere
vorhanden, die entweder unverändert, oder zersetzt mit der
groben Materie tierischer Körper, sich verbinden und ihre Er-
*) Chlor.
1) Aphorismen aus der Physiologie der Pflanzen. Leipzig 1794.
S. 60—68.