§. X. Zeitlicher Verlauf des Muskel- und Nervenstromes.
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t’irke und Kraft, und dividirt man mit der Zahl für [310] erstere in
die für letztere, so erhält man ein relatives Maass des Gesammtwider-
ttndes des Kreises. Indem ich diese Berechnung mit den Zahlen der oben
a 197. 198 erwähnten Beobachtungsreihen vornahm, fand ich, dass der
Gesammtwiderstand, gewisser Schwankungen ungeachtet, im Allgemeinen
mit wachsender Yersuchsdauer ahnahm, so dass er bei Anwendung des
Sartorius nach einer Stunde nur noch etwa 0-9 seines Anfangswerth.es
betrüb. Iu Folge davon fiel in jenen Reihen, wenn die Kraft, wie wir
jetzt wissen, durch Säurung des Thonschildes am Querschnitt anfänglich
stieg, das Maximum der Stärke oft nicht zusammen mit dem der Kraft,
sondern meist trat jenes etwas später ein als dieses.
Einer Erwärmung des Muskels und der zur Ableitung dienenden
feuchten Leiter kann diese Abnahme des Widerstandes schwerlich zuge¬
schrieben werden. Sie kann dagegen herrühren von dem Eindringen der
Zinklösung in den Thon, und von der Säurung des Muskelquerschnittes.
Diese kann in doppelter Weise dazu beitragen, erstens insofern der Wider¬
stand der abgestorbenen Schicht am Querschnitt,1 zweitens insofern der
Widerstand des den Querschnitt berührenden Thonschildes dadurch ver¬
mindert wird. Es wäre übrigens auch mögüch, dass der Widerstand des
ganzen Muskels eine allmähliche Verminderung erführe, als Anfang der
mit seinem Tode verknüpften bedeutenden Herabsetzung.2
1 Nach Hm. Banke beträgt der eigenthümliche Widerstand des todtenstarren
Muskels nur noch ein Drittel des Widerstandes des frischen Muskels. (Der galva¬
nische Leitungswiderstand des lebenden Muskels. Geschrieben pro facultate legendi etc.
Ansbach 1862. S. 32 ff. 55; — Tetanus u. s. w. S. 35.).
2 [Die hier aus den oben S. 218. 219 angegebenen Gründen abgebrochene
Untersuchung wieder aufzunehmen fand ich noch nicht Zeit. — Hr. Boebeb über¬
zeugte sich, wie er mir sagte, vom postmortalen Wachsen der Stromkraft auch an
Sommerfröschen (S. oben S. 224). — Die S. 225 am Gastroknemius und Triceps an-
gestellten Versuche sind mit Bücksicht auf die seitdem erkannten verwickelten Be¬
ugungen der Stromableitung dieser Muskeln am sehnigen Ende regelmässiger
Muskeln zu wiederholen (Vergl. unten Abh. XXIV. §. VIII—X). - In Betreff der
vche mit Massenligatur und Aortenunterbindung endlich ist Eoebek’s Unter¬
es über die Zunahme der Muskelstromkraft in hyperämischen Zuständen nach-
ZUSehen (Archiv für Anatomie u. s. w. 1869. S. 440.)