Volltext: Ueber die Erscheinungsweise des Muskel- und Nervenstromes bei Anwendung der neuen Methoden zu deren Ableitung (Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin, 1867, S. 257) (2)

228 XX. Erscheinungsweise des Muskel- und Nervenstromes u. s. w. 
beobachtet worden ist, bei allen Arten von Versuchen am Muskel, 
man fast ausnahmslos an enthäuteten, der Luft ausgesetzten Muskeln 
gearbeitet hat, ohne zu beachten, was erst jetzt völlig klar ward, ^ 
solche Muskeln sich stets sogleich mit einer absterbenden Schicht beklei¬ 
den, die möglicherweise von erheblichem Einfluss auf die Ergebnisse ist. 
In vielen Fällen wird dies nicht zu ändern sein, und alsdann wird man 
sich damit begnügen müssen, den nun erkannten Fehler so gut wie mög¬ 
lich in Rechnung zu ziehen. Wo aber das Enthäuten der Muskeln ver- 
mieden werden kann, wird dies fortan stets geschehen müssen. 
Unsere Erfahrungen in Verbindung mit den HiutMANN’sclien sind 
endlich, wie mir scheint, auch geeignet, Licht auf den verderblichen Ein¬ 
fluss zu werfen, den die Berührung der Luft auf Wunden und eiternde 
Flächen übt, und somit auf die heilsame Wirkung luftabsperrender 
Salben und Pflaster, sowie auf den günstigen Erfolg subcutaner Opera¬ 
tionen.1 
§. X. Fernere Bemerkungen über den Muskel- und Nerven- 
strom im nicht polarisirbaren Kreise. 
Die Nerven habe ich auf ein postmortales Wachsen ihrer Kraft, wie 
es bei den Muskeln vorkommt, noch nicht untersucht. 
Ist im Verlaufe der Zeit die Kraft des mit Längsschnitt und künst¬ 
lichem Querschnitt auf liegenden Muskels tiefer gesunken, so gelingt es 
nicht, wie ich dies ehemals glaubte, durch An- [307] frischen des Quer¬ 
schnittes deren Hebung zu bewirken. Ich bin zu der Ueberzeuguug ge¬ 
langt, dass dies eine Täuschung war, erzeugt durch die Polarisation der 
Elektroden.3 Ich finde jetzt, dass nach Anfrischen des Querschnittes der 
Strom zuweilen genau dieselbe Grösse zeigt wie vorher; andere Mal be¬ 
merkt man eine geringe Abnahme, noch andere Male eine geringe Zu¬ 
nahme. Allein diese Schwankungen sind nicht grösser als die oben 
S. 194 erwähnten, die sich beim blossen Abheben und Wiederauflegen 
ohne Erneuerung des Querschnittes kundgeben. So ist das Verhalten 
nicht allein mit Thonschildern, sondern auch mit Eiweisshäütchen, nnd 
1 [Ich brauche kaum zu bemerken, dass die grosse leitende Idee der heutig® 
Chirurgie, die desinflcirende Behandlung der Wunden, zurZeit, wo dies gesclu'ieb® 
wurde, noch nicht in dem Maasse Gemeingut geworden war, wie heute.] 
2 Ich habe dies schon vorläufig angezeigt in Moleschoit’s Untersuchung® 
zur Naturlehre des Menschen und der Thiere. Bd. VIII. 1862. S. 409. An®. ■> 
und im Archiv für Anatomie u. s. w. 1863. S. 662; [— S. oben S. 147.] Hier fin en 
sich die Stellen angeführt, wo ich jene unrichtige Lehre vortrug.
	        
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