(Âuë -dem psychologischen Institut der Universität Berlin.)
Wahrnehmung kürzester Töne und Geräusche.
Von
Otto Ammäoäm und Lübwio J. Rbühl.
' (Mit 6 Fig.)
Ein Tob mufs wie jeder physikalische Reiz böstimmte
Schwel len werthe haben, »um seine specifische Empfindung hervor-
zubringen. Wir müssen uns vorstellen, dafs ein. Reiz nicht nur eine
genügende Stärke sondern auch eine genügende Dauer benöthigt,
una den physiologischen Procefs im Nerven zu erregen. Die
Frage nach der minimalen Dauer eines Tones ist bisher immer
identiieirt worden mit der Frage nach der minimalen Schwin-
gungsanzahl, die für eine Tonempfindung erforderlich ist; ob
mit Recht, möchten wir dahingestellt sein lassen: Es kann sehr1
wohl sein, dafs ein Ton, welcher 100 Schwingungen per Secunde
macht, absolut zur Empfindung n Schwingungen erfordert, während
für den Ton 10000 die n Schwingungen nicht ausreichen, da sie
1*0 der Zeit des Tones 100 dauern und dieser Werth möglicher¬
weise unter die Dauersehwelle zu liegen kommt, — Doch da das
erforderliche Plus an Zeit ebenfalls wieder in Schwingungszahlen
(n 4"' x) ausgedrückt werden kann, wird die Frage, ob es für die
Tonempfindung ein absolutes Zeitminimum, unabhängig von der
Schwingungszahl, giebt, unentschieden bleiben, solange wir über
die Natur des physiologischen Nervenprocesses nichts Näheres
wissen,
Die Arbeiten, welche die minimale Schwingungsanzahl zu
bestimmen suchen, lehnen sich s&mmtlich eng an die Hblm-
iioLTz’sche Resonatorentheorie an, legen also die Ursache des
Schwellenwerthes nicht in, den physiologischen Nervenprocefs,
Zeitschrift für Psychologie XVIII. 12