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Der Thallus besteht aus vielfach verästelten Fäden, welche zu einem lockern
Filzgewebe von meist fächerförmigem Gesammtumriss verflochten sind. Jeder ein¬
zelne dieser Fäden erscheint aus zwei verschiedenen Arten von Zellen gebildet:
aus einer centralen Reihe von grösseren, cylindrischen Zellen, welche für sich
allein eine confervenartige Pflanze bilden würden, und aus peripherischen zarten
Fasern, welche diese centrale Reihe umspinnen (XXIII, 18, 19 Längsansicht und
Querschnitt). Erstere enthalten grün tingirtes Plasma und entsprechen daher den
Gonidien; letztere stimmen vollkommen mit gewöhnlichen Flechtenfasern überein.
Die Gonidienzellen waren im peripherischen Theil der untersuchten Exem¬
plare 5 —10, im älteren Thallus 16 —18 Mik. dick, und durchschnittlich etwa
3—4 mal so lang (XXIII, 20,21). Ihre Membranen färben sich nach Erhitzen in
Kali und Zusatz von Jodtinctur schön blau, während die Fasermembranen farb¬
los bleiben.
Das Wachsthum der Gonidienreihen geschieht durch wiederholte Theilung
der Scheitelzelle und durch Ausdehnung und Verästlung der Gliederzellen; eine
Theilung der letzteren findet, wie mir scheint, nicht statt. Die Aeste gehen meist
rechtwinklig von den Stammzellen ab und bilden sich sowohl in der Mitte als
an den Enden derselben.
Die peripherischen Fasern sind durchschnittlich 3—4 Mik., die jüngsten in
der Nähe der Thallusränder etwa 1—2 Mik. dick. Sie verlaufen in vorherrschend
longitudinaler Richtung bis zur Wölbung der Scheitelzelle und sind durch zahl¬
reiche Anastomosen mit einander verbunden. Hie und da gehen einzelne Faser¬
äste rechtwinklig ab (XXIII, 18), um sich an benachbarte Thallusfäden anzusetzen.
Die einzelnen Faserzellen sind gewöhnlich 2 bis mehrere Mal so lang als dick,
bei älteren Fäden mit deutlich doppelt conturirten Membranen. Die Hülle, die
sie um die Gonidienzellen bilden, erscheint bald lockerer, bald dichter geflochten,
besteht indess meist nur aus einer einzigen Zellschicht.
Exemplare aus Panama (von M. Wagner gesammelt), sowie solche aus
Brasilien und Guyana, welche mir von Herrn v. Krempelhuber mitgetheilt
wurden, verhielten sich gleich.
Cysto coleus Thwaites.
Eine unter dem Namen Racodium Fr. längst bekannte Pflanze, deren Bau
jedoch erst von Thwaites (Ann. Mag. nat. hist. 2. Ser. Vol. III.) richtig be¬
schrieben und abgebildet wurde. (Man vergleiche das kurze Referat von de
Bar y in Hofmeisters Handbuch der physiol. Bot. II. p. 270). Nach Thwaites
und meinen eigenen übereinstimmenden Beobachtungen an „Racodium rupestre“
den, kurzen Ast umschliesst. Sie behält in der Regel bis zu einem Durchmesser von
100—150 Mikr. und darüber annähernd Kugelform bei und zeigt in diesem Stadium noch
keine Spur von Hymenium. Letzteres wird erst später, nachdem eine Annäherung an die
ausgebildete Form stattgefunden, angelegt und zwar nicht etwa im Innern, sondern an der
obern Fläche durch Hervorsprossen paralleler Fasern.