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pern immer die grossem zuerst in den untern Strom fallen -, und dass daher ihre
Umlaufsbahnen kleiner sind, als diejenigen der kleinern Körper. In der Endzeile
eines Quirlzweiges von Nitelia syncarpa befanden sich 17 Kugeln; die kleinsten
hatten einen Durchmesser von 23 — 27 Mik., die grösste von 43 Mik. Alle blieben
in dem Scheitelende der Zelle und zwar auf der linken Seite derselben,, indem sie
in geringer Entfernung vom Scheitel immer wieder aus dem basipetalen in den
acropetalen Strom sanken. Die grösste Kugel entfernte sich bald bis auf 0,13,
bald bis auf 0,23 Mill., die kleinsten bis auf 0,52 und 0,62 Mill, vom Scheitel,
die mittlern auf mittlere Entfernungen. Der ganze Rotationscyclus der 17 Ku¬
geln betrug demnach von 0,45 und 0,63 bis 1,2 und 1,4 Mill, und zwar zeigte
sich derselbe für jede Kugel um so kleiner, je grösser sie war.
Aus den bisher mitgetheilten Thatsachen geht unzweifelhaft hervor, dass die
bewegende Ursache in der Wandung der Charenzellen und nicht in den sich
bewegenden Inhaltstheilen ihren Sitz hat. Ich habe vor langer Zeit zuerst darauf
hingewiesen, dass die eiweissartigen Verbindungen eine besondere Beziehung zu
den Bewegungen in der Pllanzenzelle besitzen; und man scheint jetzt ziemlich
allgemein geneigt, dieselben als eine dem Protoplasma eigenthümliche Erschei¬
nung aufzufassen. Wurde ja letzteres selbst mit der thierischen Sarcode paralle-
lisirt. Ohne hier unbedingt beizustimmen, möchte ich doch auch nicht unbedingt
widersprechen. Aber wir dürfen von den fadenartigen Strömungen, wo uns die
Bewegung des Protoplasma als selbstständig erscheint (von dem Beweise sind wir
freilich noch weit entfernt) , nicht einen Schluss auf die Rotation in den Charen
machen. Wir dürfen nicht aus der unvollständiger erkannten und dunkleren
Erscheinung die offener daliegende beurtheilen und erklären wollen. Dass in
den Charenzellen die strömenden Protoplasmagebilde sich nicht selbstständig be¬
wegen, ergibt sich aus dem Umstande, dass ihre schnellere oder langsamere
Bewegung lediglich durch die Entfernung von der Wandung bedingt wird, und
dass sie bei einem Abstande, wo die Wirkung der Wandung aufhört, zur Ruhe
gelangen. Ein zweiter Beweis, dass die Bewegungsursache nicht in dem strömen¬
den Protoplasma ihren Sitz hat, ergibt sich aus der fernern Thatsache, dass frei
schwimmende Fetttröpfchen sich vollkommen gleich verhalten wie die Plasma¬
körner. An der Oberfläche strömen sie mit der gleichen Schnelligkeit wie diese ;
sie zeigen namentlich auch an der Grenze zwischen der oberflächlichen Strömung
und der Indifferenzschicht jene bald retardirte, bald beschleunigte, unregelmäs¬
sige und ruckweise Bewegung wie die Plasmagebilde. Beides gestattet nicht etwa
die Erklärung, dass die letzteren durch ihre Bewegung die Zellflüssigkeit in
Strömung versetzen, und dass diese die Fetttröpfchen mechanisch mit sich fort¬
führen.
Wenn es nun sicher ist, dass die bewegende Kraft ihren Sitz in der Wan¬
dung hat, so ist eine zweite Frage, ob dieselbe nur auf die ungelösten Inhalts-
partieen oder auch in gleicher Weise auf die Zellflüssigkeit selbst wirke. Diese
Frage kann natürlich nicht durch directe Beobachtung entschieden werden, weil
die Bewegung einer in einer Röhre eingeschlossenen und dieselbe erfüllenden