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spärlich dazwischen verlaufenden Fasern die weitaus grössere Masse. In verhält-
nissmässig geringerer Zahl finden sie sich in den grösseren Ausstülpungen, deren
ganze Physiognomie überhaupt einen vorgerückteren Grad der Entwickelung,
resp. eine ältere Bildung verräth. Sämmtliche Prolificationen zeigen übrigens in
Allem, was nicht unmittelbar mit den Dimensionsverhältnissen und mit ihrer
lebhaften Vegetation im Zusammenhang steht, genau das Verhalten der Mutter¬
pflanze. Sie wachsen in derselben Weise weiter, besitzen eine aus kurzzeiligen,
vorherrschend senkrecht zur Oberfläche verlaufenden Fasern bestehende, circa
8 Mik. dicke Rinde, ein lockerfilziges, lufthaltiges Markgeflecht mit verlängerten
Zellen (30—40 Mik.), und was die strauchartigen betrifft, zuweilen sogar eine
übereinstimmende Form.
Hagenia Eschw.
Unter sämintlichen strauchartigen Flechten ist diess die einzige, bei welcher
die Rindenschicht, wie bereits Speer schneider und Körb er angegeben, con¬
stant nur die obere oder Lichtseite des Thallus bildet, auf der unteren dagegen in
grösserer oder kleinerer Entfernung von der Medianlinie plötzlich endigt, so dass
im mittleren Theil dieser Seite das lockere Markgewebe, bald mit, bald ohne so¬
lide Stränge, zu Tage tritt (Taf. V. Fig. 12). — Der Verlauf der Rindenfasern ist
vorherrschend longitudinal, dabei aber doch ziemlich unregelmässig, krummlinig
und verworren (Taf. V. Fig. 13), bei den schlankeren Formen in etwas geringe¬
rem Grade, als bei den breiteren laubartigen (bei H. leucomelas etwa wie bei
Bryopogon). Die Lumina der einzelnen Zellen bleiben zeitlebens klein; die Mem¬
bran ist stark verdickt und zunächst der Oberfläche, wie gewöhnlich, bräunlich
gefärbt. — Die Gonidien liegen, kleinere oder grössere Gruppen bildend, unmit¬
telbar unter der Rinde und zwar, so weit die letztere reicht, sowohl auf der
untern als auf der obern Seite. Ihre Vermehrung geschieht in derselben Weise
wie bei den vorhergehenden Gattungen.
Durch Auswachsen einzelner Rindenfasern am Rande oder auf der obern
oder untern Fläche des Thallus entstehen verschiedene morphologisch gleichwer-
thige Adventivbildungen, welche bei H. ciliar is und leucomelas als Wimp ern, bei
H. villosa als Zotten, bei H. speciosa als Haftfasern erscheinen. Sie bestehen
sämmtlich aus vorherrschend in der Längsrichtung verlaufenden Fasern, die zu
einem dichten, durch und durch soliden Gewebe verbunden sind und nie Go¬
nidien bilden.
H. ciliaris L. Die Oberfläche der Rinde ist mit zahlreichen, zum Theil
isolirten, zum Theil auch mit einander verbundenen und verflochtenen Faserästen
besetzt, welche derselben das bekannte sammetartige Aussehen verleihen. Die
Markschicht ist zuweilen fast auf der ganzen untern Fläche, in andern Fällen nur
in einem schmalen mittleren Streifen unbedeckt.
H. leucomelas L. Stimmt im Querschnitt sowohl in Bezug auf die un-
Nägeli, Beiträge. II. . .