XXV.
Über die wissenschaftlichen Zustände
der Gegenwart.
In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zur Geburtstagsfeier
des Kaisers und Königs am 23. März 1882 gehaltene Rede.1
Cognata ad sidéra tendit.
Sigiil. Reg. Academiae Borass.
Wenn Friedrich’s des Grossen und Leibniz’ Gedenk¬
tag die Akademie in die Zeiten ihrer ersten Entstehung
und ihrer Wiedergeburt versetzen, so lenkt die heutige
Feier den Blick auf die Gegenwart.
Wer, seiner Natur nach ein Akademiker alten
Schlages, am liebsten fern vom Lärm des Marktes, vom
Hader der Agora, ja vom erfreulichen Gedränge des
Hörsaales ein beschauliches Leben führte, nur bedacht
auf Häufung von Wissensschätzen, Lösung geistiger Auf¬
gaben, Erweiterung des inneren Gesichtskreises: der sehnt
sich jetzt wohl manchmal nach der ungestörten Ruhe,
dem behaglichen Halbdunkel einer mittelalterlichen Bene¬
diktinerzelle. Glückliche Mönche von Monte Casino, von
Montserrat! Wohlgeborgen im trüben Gewoge der
Völkerflut, saht Ihr aus Eurer stillen Höhe herab auf
die Welt, deren Kampf und Qual Euch nicht anfocht.
Aber längst sind die Pforten gesprengt, gefallen die
Mauern. Mißtönig bescheint der grelle Tag Gerümpel
und Staub in Faust’s Studierzimmer. Das unerbittliche
Heute duldet kein friedseliges Traumleben mehr. Wir
brauchen keinen Mephisto, uns ins wirkliche Leben zu