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Eduard Hallmann’s Leben.
Im Sommer 1840 ging Hallmann nach Paris, wo
er die Krankenhäuser besuchte und sich im Französischen
übte, kehrte dann nach Belgien zurück, bestand in
Brüssel die nötigen Prüfungen und begann zu prakti¬
zieren. Natürlich hatte er dabei mit den Schwierigkeiten
zu kämpfen, auf welche das erste Auftreten eines Arztes
überall stößt, und außerdem noch mit denen, die aus
seiner besonderen Stellung als Nichtkatholik und als
Ausländer, und vielleicht auch aus seiner Unfähigkeit
hervorgingen, sich mancher kleinen Notwendigkeit zu
beugen, die das ärztliche Leben mit sich bringt. Mit
Wärme gedenken seine damaligen Briefe der freundlichen
Aufnahme, die der preußische Gesandte, Hr. Heinrich
von Arnim, und der Herzog von Arenberg, denen er
durch Alexander von Humboldt empfohlen war, ihm zu¬
teil werden ließen.
Aus dieser Zeit stammen Hallmann’s geschichtliche
Arbeiten. Es bedarf der Erklärung, wie er dazu kam,
durch solche Studien die Muße auszufüllen, die ihm die
langsame Entwickelung seiner ärztlichen Praxis ließ.
Hallmann’s Vaterstadt, Hannover, war lange der Sitz der
später nach Berlin übersiedelten Redaktion des großen
vom Freiherrn vom Stein gestifteten deutschen Geschichts¬
werkes, der Monumenta Germaniae historica, und Hall¬
mann stand zum Redakteur, Hrn. Pertz, und mehreren
Mitarbeitern in persönlicher Beziehung. Einer der tüch¬
tigsten unter diesen, Hr. Bethmann, Hallmann’s Jugend¬
freund, jetzt Bibliothekar in Wolfenbüttel, kam zufällig
gerade damals nach Belgien, um in den reichen Archiven'
dieses alten Kulturländchens Untersuchungen anzustellen.
Im Verkehr mit Bethmann, dessen Bericht über die Er¬
gebnisse seiner belgischen Forschungen er ins Franzö¬
sische übertrug,4 ward in Hallmann das Interesse für
historische Kritik rege, welches in einem von Denk¬
mälern aller Art strotzenden Lande wie Belgien über¬
dies näher liegt als in unserer norddeutschen Ebene,
die nicht minder in geschichtlicher als in geologischer
Hinsicht erst kürzlich von den Wassern verlassen scheint.
In dieser vorbereitenden Stimmung traf ihn die
Bitte eines Freundes, ihm gelegentlich Notizen über
etwaige in den Brüsseler Bibliotheken vorhandene Quellen