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Dr. H. Przibram.
fachen Tür angebrachten Ventilationsklappe versehen und werden
mittels Niederdruckdampfheizung erwärmt.
Das Futter, das hier aus faulem Obst, Gemüse- und Fleisch¬
abfällen, aus milchgetränktem Brot und Pferdemist besteht, wird
in niedrigen, aber langen und breiten Kisten, deren Boden auf einige
Zentimeter hoch mit Erde aufgefüllt ist, hingestellt. Die Nahrung
und der umgebende freie Boden, insbesondere die Ecken werden
täglich mäßig bespritzt. Die Fliegen können besonders nachmittags
beim Sonnenuntergänge von den Fenstern der Doppeltür leicht in
kleine Fläschchen eingepinselt werden. Zu anderen Tageszeiten
ist der Fang ganz ähnlich, wie vornhin bezüglich der Culiciden be¬
richtet: Abtupfen mittels enghalsiger Fläschchen an den Wänden
der Räumlichkeit, wohin die Fliegen nach dem Aufscheuchen sich
gruppenweise zu setzen pflegen. Dabei muß man stets den Boden
dem Lichte zugewendet halten.
Die Zucht der größeren Dipteren-Arten von Musca (Calliphora)
vomitoria, Musca (Lucilia) caesar, M. cornicina und anderer von
Fleisch sich ernährender Fliegen ist in eben solchen Räumlichkeiten
untergebracht, wie die der vorher erwähnten Arten, nur mit einer
etwas modifizierten Einrichtung. Die Nahrung bilden hier Wildbret¬
abfälle (Hasen- und Rehköpfe, Hasenläufe, verdorbene Hühner) und
Pferdefleisch. Diese Nahrung wird in seichten Metallschüsseln,
deren Grund mit Erde bedeckt ist, auf einem dicht vor dem sonnigen
Fenster der Doppeltür befestigten Brett aufgestellt. Sind in den
Schüsseln Maden zur Entwicklung gekommen, so werden die be¬
treffenden Behälter auf einen Holzrechen gesetzt, der auf dem Fu߬
boden steht, diesem jedoch nicht unmittelbar aufliegt, sondern auf
Holzleisten ruht. Der Raum zwischen Holzrechen und Fußboden
ist mit Stroh ausgefüllt. Nach Notwendigkeit werden die Schüsseln
mit frischem Fleisch beschickt. Die verpuppungsreifen Maden ver¬
lassen die Schüsseln und fallen zwischen den einzelnen Leisten aufs
Stroh, wo sich oft Hunderte dicht beisammen verpuppen.
Während sich die erst behandelte Fliegenzucht (kleinere Dip¬
teren) das ganze Jahr hindurch in Tätigkeit befindet, wird die Zucht
mit fleischfressenden Fliegen im Frühjahr infolge des unangenehmen
Geruches, und weil man die ganze warme Jahreszeit über solche
Fliegen leicht und in Mengen im Freien fangen kann, bis zum
Herbst außer Funktion gesetzt. Im Frühjahr und im Sommer werden
die großen Fliegen an besonders sonnigen Stellen des Anstaltsgartens
in Einsiedegläser (3 Liter), die Pferdefleisch, tote Krebse, Fische und
andere Kadaver enthalten, gelockt und dann mit ebenso großen Ein-
siedegläsern unter Zuhilfenahme einer Glasplatte gefangen. Man