Die Biologische Versuchsanstalt in Wien.
Zweck, Einrichtung und Tätigkeit während der ersten fünf Jahre
ihres Bestandes (1902—1907), Bericht der zoologischen, botanischen
und physikalisch-chemischen Abteilung, zusammengestellt von
Hans Przibram.
(l. Fortsetzung.)
Mit einer Figur.
3. Das lebende Material und seine Pflege.
I. Tiere.
a) Tiere des Seewassers.
Die meisten der bisherigen zoologischen und biologischen Sta¬
tionen waren am Meeresstrande gelegen, und es spielte bei ihnen
die Verwendung durchfließenden Seewassers im Kostenpunkte
keine bedeutende Rolle. Anders mußte es sich bei der Errichtung
einer ähnlichen Anstalt im Binnenlande gestalten: hier wären die
Kosten für die fortwährende Beschaffung frischen Seewassers ganz
erhebliche. Glücklicherweise ist jedoch eine fortwährende Erneue¬
rung des Seewassers in den Becken nicht nur überflüssig, sondern
in den allermeisten Fällen geradezu schädlich. Bei geeigneter Pflege
wird das frischeingefüllte Seewasser nicht nur nicht schlechter,
sondern sogar immer besser; klärt sich, Avenn es vom Transporte
etwas trüb geAvorden, und es entAvickelt sich aus den mitgeschleppten
organischen Keimen eme Plankton- und Bodenfauna, die für die
Ernährung ATon Versuchstieren A\7ichtig ist und auch selbst inter¬
essante Formen enthalten kann, so kleine Hydroi'dmedusen, Kteno-
phoren, Nereis, Ophryotroehä, Botryllus, Ciona, zahlreiche Copepoden.
Wichtig ist vor allem Durchlüftung (vgl. Kap. 2, II), die
ATiel besser als Durchströmung die BeAvohner mit frischem Sauer¬
stoff versorgt und den Zerfall faulender Substanzen beschleunigt.
Sie bietet den Aveiteren Vorteil, daß sie leicht isoliert in jedes Becken
oder kleinere Gefäß eingeführt werden kann, so daß nicht die
einen Versuchstiere das von anderen abfließende, eventuell verun¬
reinigte oder infizierte Wasser erhalten, Avie dies an den Seestationen
meist der Fall ist (in Triest habe ich jedoch Isolierbecken mit
Zeitschrift für biologische Technik und Methodik I.
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