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III. Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Hochschule.
Versuchswesen und Bakteriologie verschmolzen. Der bisherige
Leiter des letzteren, Professor Dr. Remy ward am 1. April 1905 nach
Poppelsdorf versetzt und dem Direktor der bisherigen Versuchsstation
Dahme, Dr. Lemmermann, die etatsmäßige Professur für landwirt¬
schaftliches Versuchswesen übertragen.
Ein Institut war bei allen Erweiterungen leer ausgegangen: das
physikalische; auch das Gebäude für Tierphysiologie erwies sich
als zu klein, es mangelten ihm vor allem Versuchsställe. Endlich machte
sich bei der immer steigenden Zuhörerzahl der landwirtschaftlichen
Hochschule das Bedürfnis nach größeren Hörsälen, insbesondere einem
ganz großen Auditorium, das zugleich als Aula dienen kann, immer
dringender geltend. So kaufte denn 1905 der Staat abermals ein großes
Grundstück, Chausseestraße No. 97, für 865000 Mark an, welches an das
nördliche Ende des alten Grundstücks der Hochschule stößt. Das Vorder¬
land mit den Gebäuden an der Chausseestraße soll demnächst wieder
verkauft, das umfangreiche Hinterland von 3862 qm Flächeninhalt
der landwirtschaftlichen Hochschule überwiesen werden. Die Pläne und
Kostenanschläge zu den darauf zu errichtenden Neubauten für das physika¬
lische und das tierphysiologische Institut und die Aula sind von Herrn
Baurat Kern ausgearbeitet und unterliegen gegenwärtig der Beratung
in den betreffenden Ministerien.
Die Plandisposition des Neubaues ist so getroffen, daß umfang¬
reiche Flächen für künftige Erweiterungsbauten verfügbar bleiben.
Für die räumliche Entwicklung der Hochschule ist daher auf längere Zeit
in bester Weise vorgesorgt.
Da das neuerworbene Grundstück das Recht des Zuganges von der
Kesselstraße aus in sich schließt, so wird die Hochschule künftig von
drei Straßen aus, Invalidenstraße, Chausseestraße und Kesselstraße,
in bequemster Weise zugänglich sein.
Die bisherigen Räume des physikalischen Instituts im Hauptgebäude
sollen später zur Erweiterung der Bibliothek und der geodätischen
Sammlung herangezogen werden, während das durch Verlegung des
tierphysiologischen Instituts freiwerdende zweite Hintergebäude der Hoch¬
schule im Erdgeschoß zur Aufnahme der Bureau- und Kassenräume, im
ersten Stockwerk zu einer Dienstwohnung des Rendanten umgestaltet
werden soll.
Auf der Domäne Dahlem bei Steglitz ist endlich für die agrikultur¬
chemische und bakteriologische Versuchsstation ein Versuchsfeld nahe
der Kaiserlichen biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft ein¬
gerichtet, und endlich auf derselben Domäne ein Stück Land zur Anlage
einer Rieselwiese, sowie zu Demonstrationen und Übungen in der Kultur¬
technik bestimmt.
(Siehe den Plan von Berlin S. 27.)