Volltext: Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens

2. Das mathematische Seminar. 
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lesungen dargebotenen Stoffes zu liefern, endlich, sie zu Erweiterungen 
dieses Stoffes durch ein von Vortrag durchsetztes System von Übungen 
zu führen. Auf diese Weise sucht das Seminar in Verbindung mit den 
Vorlesungen*) hinzuarbeiten auf das Ziel des mathematischen Studiums 
der jungen angehenden Geodäten; nämlich auf das Ziel, dag ihnen die 
mathematische Schulung und das unentbehrliche geistige Werk¬ 
zeug zum Eindringen in ihr Fach dargeboten werde. Vorlesungen 
und Seminar müssen sich demgemäg möglichst auf solche Disziplinen 
beschränken, zu denen die Praxis des Geodäten in einer gewissen 
Verwandtschaft steht. Ganz besonders zu pflegen ist daher die An¬ 
schauung; und hierzu helfen die darstellende Geometrie und eine nicht 
zu beschränkte Vorführung von Modellen und Modellzeichnungen 
(die in primitivster, aber zweckentsprechender Ausführung vorhanden 
sind). In das Seminar fallen dem Gesagten entsprechend: Übungen im 
Auflösen von quadratischen und kubischen Gleichungen, Übungen im 
Auflösen von einzelnen höheren algebraischen, auch einzelnen trans¬ 
zendenten Gleichungen mittels der Newton’schen Näherungsmethode 
(z. B. Berechnung der Zahl ji, wobei allerdings die Reihe für sin x bereits 
benutzt wird**). Übungen im Bestimmen von Grenzen, im Schätzen des 
Fehlers, bis auf den man die Summe einer konvergenten Reihe erhält, 
wenn man die Reihe abbricht, dementsprechend: angenäherte Be¬ 
rechnung solcher Summen, insbesondere auch Berechnung der Zahl e, 
einzelner Logarithmen, Sinus etc. Ferner Übungen in der Zinseszins- 
und Rentenrechnung. Übungen in der Entwicklung und Handhabung 
der goniometrischen und trigonometrischen Formeln. Übungen in der 
darstellenden Geometrie mit einer und zwei Projektionsebenen, insbesondere 
Übungen in der Darstellung einfacher, in der Praxis vorkommender 
Gebilde, z. B. eines Balkenzapfens, eines Doppel-T-Trägers, eines Wider¬ 
lagers für eine Überleitungsrinne, eines Durchlasses u. a. — Lösung 
einfacher sphärisch - trigonometrischer Aufgaben aus der Erd- und 
Himmels-Geographie durch Rechnung, in einzelnen Fällen, zwecks Ver¬ 
anschaulichung, auch durch darstellende Geometrie. Beispiele: Man 
denke sich auf kürzestem Wege ein Kabel, gelegt von Peking (40° n. Br., 
116° 26' ö. L. Greenwich) nach Rio de Janeiro (23° s. Br., 43" w. L. Gr.); 
wo liegt der nördlichste Punkt des Kabels? (Lösung durch Rechnung; 
Lösung durch Zeichnung; Modell.) — Ein Schiff fährt von einem Punkt 
A der Marokkanischen Küste, 30° n. Br., 10° w. L. Gr., immer genau 
westlich bis zur Stadt Ste. Augustine, 30° n. Br., 81° 15' w. L. Gr., 
(Halbinsel Florida); einen wie großen Umweg macht das Schiff? — 
*) Siehe Verzeichnis der Vorlesungen an der Königlichen landwirtschaftlichen 
Hochschule, Sommersemester 1905, und Wintersemester 1905/1906. 
**) Vergl. „Reichel, Vorstufen etc. Leipzig 1903.“ 
Festschrift d. landw. Hochschule. 
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