Volltext: Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens

20. Das tierphysiologische Institut. 
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wurde namentlich unsere Auffassung von der Bedeutung des Eiweißes 
unter den Nährstoffen durch Jahrzehnte verschoben. 
Zur Zeit der Begründung des Instituts schienen dem Referenten 
die Beziehungen zwischen Nahrung und Kraftleistung des Körpers am 
meisten geeignet, die Vorgänge der Ernährung und des Stoffwechsels 
einheitlich zu deuten und verständlich zu machen. Es war ihm im Verein 
mit v. Mering gelungen, nachzuweisen, dag die damals üblichen 
Vorstellungen, als bedinge die Nahrung die Intensität der Umsetzungen 
in ähnlicher Weise wie Art und Menge des Brennmaterials die Größe 
des Feuers in einem Ofen, nicht richtig sei. Dag vielmehr die Nahrung 
nur insoweit den Stoffwechsel steigert, wie sie dem Verdauungsapparat 
Arbeit auferlegt. Aber noch eine zweite grundlegende Tatsache ergab 
sich bei jenen Untersuchungen, die nämlich, daß es chemische Substanzen 
von fermentartiger Wirkung gibt, welche den Umsatz im Tierkörper 
steigern, so lange sie im Blut zirkulieren. 
An diese Erfahrungen knüpften die ersten Arbeiten im neuen In¬ 
stitut an. Bald konnte diesen Arbeiten ein größerer Umfang gegeben 
werden, weil sich aus den Kreisen der in Berlin lebenden Naturforscher 
und Ärzte selbstlose Mitarbeiter an den Aufgaben des Instituts fanden. 
So wurde allmählich der Einflug der äußeren Reize, der Temperatur, 
des Lichtes und des die Wirkung aller dieser Reize vermittelnden 
zentralen Nervensystems auf den Stoffwechsel aufs neue und zum teil 
von neuen Gesichtspunkten aus untersucht. Andererseits kam der Gedanke, 
dag die Leistungen des Organismus die Größe seines Stoffverbrauchs 
bedingten, zur exakten Prüfung und Ausgestaltung in den Untersuchungen 
über den Stoffverbrauch bei der Muskeltätigkeit. In diesen Untersuchungen 
wurde die Art und Größe des Stoffverbrauchs bei den verschiedenen 
Formen der Muskeltätigkeit, also der Arbeit des Menschen und der 
wichtigsten Haustiere einer genauen Messung unterworfen. Angesichts 
der enormen Wichtigkeit, welche die Beziehungen zwischen Leistung 
und Stoffverbrauch der Tiere besitzen, werden diese Untersuchungen 
bis heute noch fortgesetzt. Eine Art Gegenstück zu ihnen bilden Unter¬ 
suchungen an Tieren, bei denen die Muskeltätigkeit künstlich vollkommen 
ausgeschlossen ist. Bei ihnen verläuft der Stoffverbrauch mit einer 
außerordentlichen Gleichmäßigkeit, und so ergab sich die Möglichkeit, 
den Einfluß verschiedenartiger chemischer Stoffe, der Bestandteile der 
Nahrung, und der Absonderungen der einzelnen Organe des Körpers 
auf die Stoffwechselvorgänge zu studieren. Besonders bedeutungsvoll 
unter diesen Untersuchungen erscheinen diejenigen, welche den Einfluß 
der Geschlechtsdrüsen und der Schilddrüse auf den Stoffwechsel er¬ 
wiesen haben. 
Bei all diesen Untersuchungen war es die Atmung, deren Messung 
den exakten Ausdruck für die Größe der Stoffwechselvorgänge abgab. 
Festschrift d. landvv. Hochschule. 11
	        
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