12. Die Vorlesung über die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moorkultur. J33
pflanzlichen Bestandes mehr den Hochmoor- oder den Niederungsmoor¬
bildungen nahe steht.
Den Schlug bildet ein Rückblick auf die in den vorangegangenen
Vorträgen erörterten Fragen. Er wird in die Form von Ratschlägen
an einen Landwirt oder Kulturtechniker eingekleidet, der sich vor die
Aufgabe gestellt sieht, über die Behandlung einer zur Kultivierung be¬
stimmten Moorfläche Entscheidung zu treffen.
Die wichtigste technische Unterlage für das aufzustellende Projekt
bildet die eingehendste Untersuchung der Wasser- und Vorflutverhält¬
nisse auf Grund nivellitischer Aufnahmen und von Moorpeilungen.
Hieran ist eine sorgfältige Prüfung der Moorbeschaffenheit und der
etwa vorhandenen für die Meliorierung des Moores in Frage kommenden
mineralischen Bodenarten zu knüpfen, überall wo es sich um grögere
Unternehmungen handelt, unter Zuhilfenahme der wissenschaftlichen
botanischen und chemischen Analyse durch die Moorversuchsstation.
Die durch die Vorlesung vermittelten Kenntnisse befähigen den
Projektverfasser, bei einiger Übung im Beobachten leicht zu erkennen,
ob es sich um ein Hochmoor, Niederungsmoor oder Übergangsmoor
handelt. Zugleich gibt die Feststellung der chemischen und botanischen
Zusammensetzung, des Zersetzungsstandes der moorbildenden Pflanzen¬
masse, der natürlichen Pflanzendecke die wichtigsten Aufschlüsse über
die zweckmägige Bodenbearbeitung, Düngung und Ansamung, über die
Bemessung der Grabentiefen und Beetbreiten, über die Verwendbarkeit
in erreichbarer Nähe vorhandener mineralischer Böden, die An- oder
Abwesenheit pflanzenschädlicher Stoffe u. a. m.
Nach dem Ausfall der Untersuchungen wird es in der Regel nicht
schwer sein, unter Berücksichtigung der vorliegenden wirtschaftlichen
Bedürfnisse zu entscheiden, ob die fragliche Fläche als Acker oder
als Grasland zu nutzen, welches spezielle Kulturverfahren zur Anwendung
zu bringen, ob die Entwässerung durch offene Gräben oder unterirdisch
zu bewerkstelligen ist, ob die Kultivierung unter Anwendung minerali¬
scher Bodenarten zu erfolgen hat oder nicht.
Die neuere Moorkultur ist das Erzeugnis glücklichsten Zusammen¬
wirkens von naturwissenschaftlicher Forschung und landwirtschaftlicher
Betriebspraxis. Keine Bodenart hat sich bisher für ein wissenschaft¬
liches Erfassen ihrer Eigenschaften dankbarer erwiesen als der Moor¬
boden. Keine reagiert schärfer auf die mechanischen Eingriffe der
Bodenbearbeitung, auf Art und Mag der Düngung, auf geringere oder
stärkere Wassersenkung. Keine zeigt sich empfindlicher gegen Ma߬
nahmen, die ihrer Eigenart nicht ganz entsprechen. Den Zuhörer auf den
hier bestehenden innigen Zusammenhang zwischen „Theorie und Praxis“
hinzuweisen, in ihm die Überzeugung zu wecken, dag nur der mit dem
Wesen der Moore Vertraute, über ein gewisses Mag von naturwissen-