Volltext: Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens

12. Die Vorlesung über die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moorkultur. 
nicht kritisch veranlagte, oft ganz unberufene „Berater“ der Landwirt¬ 
schaft außerordentlich leicht geneigt sind, das an sich durchaus vielleicht 
unzweideutige Ergebnis des Einzelversuches zu verallgemeinern und 
daraus Regeln abzuleiten, die sich bei ihrer Anwendung auf andere, oft 
nur wenig abweichende klimatische, Boden- und Wasserverhältnisse als 
nicht stichhaltig erweisen. Dem Lehrenden auf einem so neuen For¬ 
schungsgebiet erwächst daraus die Pflicht, besonders scharf und nüchtern 
zu prüfen. Eine kritische Sichtung der zahlreichen vorliegenden Unter¬ 
suchungsresultate wird ihn sehr häufig zu dem Urteil führen, daß sie 
zum Vortrag vor unerfahrenen Hörern sich nicht eignen oder doch nur 
unter ausdrücklicher Betonung ihres problematischen Charakters vor¬ 
getragen werden dürfen. 
Bei seiner engen Berührung mit der Praxis der Moorkultur und 
dem dauernden Zusammenhang mit den Arbeiten der Moor-Versuchs- 
station als Kurator dieser Anstalt durfte Verfasser hoffen, noch am 
ehesten im Stande zu sein, der bezeichneten Gefahr zu entgehen. Auch 
ließ sich erwarten, daß bei vorsichtiger Behandlung der noch offenen 
Fragen gerade die Vorträge an der landwirtschaftlichen Hochschule vor 
einem Kreise angehender Landwirte und Kulturtechniker Gelegenheit 
bieten werde, rüstige und erfolgreiche Mitarbeiter an deren Klärung, 
sowie an der Förderung des Moor- und Moorkulturwesens überhaupt 
zu werben. 
Die Anordnung des Stoffs hat zwar im Lauf der Jahre kleine 
Änderungen erlitten, aber sie waren mehr äußerlicher Natur; im wesent¬ 
lichen konnte der ursprüngliche Plan bis heute festgehalten werden. 
In einer kurzen Einleitung wird auf die Wandlungen hingewiesen, 
welche die Wertschätzung des Moorbodens als Kulturland infolge der 
wachsenden Erkenntnis seiner Eigenschaften erfahren hat. Allen Moor¬ 
böden sind gewisse Eigenschaften gemeinsam, durch die sie von den 
gewöhnlichen Böden sich wesentlich unterscheiden und die eine von 
der Kultivierung der Mineralböden abweichende Behandlung zur Folge 
haben müssen. Sie lassen sich ungezwungen auf die eigentümliche 
Entstehungsweise der Moore zurückführen. Art und Ort der Moor¬ 
bildung bedingen weiterhin sehr erhebliche Unterschiede zwischen den 
einzelnen Mooren selbst. Für das Verständnis der behufs ihrer Kulti¬ 
vierung einzuschlagenden Maßnahmen ist daher die Kenntnis von der 
Entstehungsgeschichte der Moore nicht zu entbehren. An der Hand 
typischer Beispiele wird versucht, dem Hörer eine Vorstellung von dem 
Aufbau der verschiedenen Moore und dem Vortorfungsprozeß zu ver¬ 
mitteln. 
Erst seitdem man gelernt hat, bei der Auswahl des Kulturverfahrens 
den besonderen Eigenschaften der verschiedenen Moore Rechnung zu 
tragen, kann von einer rationellen Moorkultur die Rede sein. Die für 
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