12. Die Vorlesung über die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moorkultur.
nicht kritisch veranlagte, oft ganz unberufene „Berater“ der Landwirt¬
schaft außerordentlich leicht geneigt sind, das an sich durchaus vielleicht
unzweideutige Ergebnis des Einzelversuches zu verallgemeinern und
daraus Regeln abzuleiten, die sich bei ihrer Anwendung auf andere, oft
nur wenig abweichende klimatische, Boden- und Wasserverhältnisse als
nicht stichhaltig erweisen. Dem Lehrenden auf einem so neuen For¬
schungsgebiet erwächst daraus die Pflicht, besonders scharf und nüchtern
zu prüfen. Eine kritische Sichtung der zahlreichen vorliegenden Unter¬
suchungsresultate wird ihn sehr häufig zu dem Urteil führen, daß sie
zum Vortrag vor unerfahrenen Hörern sich nicht eignen oder doch nur
unter ausdrücklicher Betonung ihres problematischen Charakters vor¬
getragen werden dürfen.
Bei seiner engen Berührung mit der Praxis der Moorkultur und
dem dauernden Zusammenhang mit den Arbeiten der Moor-Versuchs-
station als Kurator dieser Anstalt durfte Verfasser hoffen, noch am
ehesten im Stande zu sein, der bezeichneten Gefahr zu entgehen. Auch
ließ sich erwarten, daß bei vorsichtiger Behandlung der noch offenen
Fragen gerade die Vorträge an der landwirtschaftlichen Hochschule vor
einem Kreise angehender Landwirte und Kulturtechniker Gelegenheit
bieten werde, rüstige und erfolgreiche Mitarbeiter an deren Klärung,
sowie an der Förderung des Moor- und Moorkulturwesens überhaupt
zu werben.
Die Anordnung des Stoffs hat zwar im Lauf der Jahre kleine
Änderungen erlitten, aber sie waren mehr äußerlicher Natur; im wesent¬
lichen konnte der ursprüngliche Plan bis heute festgehalten werden.
In einer kurzen Einleitung wird auf die Wandlungen hingewiesen,
welche die Wertschätzung des Moorbodens als Kulturland infolge der
wachsenden Erkenntnis seiner Eigenschaften erfahren hat. Allen Moor¬
böden sind gewisse Eigenschaften gemeinsam, durch die sie von den
gewöhnlichen Böden sich wesentlich unterscheiden und die eine von
der Kultivierung der Mineralböden abweichende Behandlung zur Folge
haben müssen. Sie lassen sich ungezwungen auf die eigentümliche
Entstehungsweise der Moore zurückführen. Art und Ort der Moor¬
bildung bedingen weiterhin sehr erhebliche Unterschiede zwischen den
einzelnen Mooren selbst. Für das Verständnis der behufs ihrer Kulti¬
vierung einzuschlagenden Maßnahmen ist daher die Kenntnis von der
Entstehungsgeschichte der Moore nicht zu entbehren. An der Hand
typischer Beispiele wird versucht, dem Hörer eine Vorstellung von dem
Aufbau der verschiedenen Moore und dem Vortorfungsprozeß zu ver¬
mitteln.
Erst seitdem man gelernt hat, bei der Auswahl des Kulturverfahrens
den besonderen Eigenschaften der verschiedenen Moore Rechnung zu
tragen, kann von einer rationellen Moorkultur die Rede sein. Die für
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