9. Die vegetabilische Abteilung des Museums.
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An der Wand, welche an den Saal für Boden und Dünger (Nr. 35)
stößt, hängen große von Herrn Geh. Reg.-Rat Orth hergestellte Tafeln
welche die Bewurzelung der Leguminosen und der Getreidearten etc.
darstellen.
Dem Vorsteher der vegetabilischen Abteilung ist zugleich der
Unterricht in der systematischen Botanik übertragen, an dem auch
Studierende der Universität teilnehmen. Während früher beim Unter¬
richt in der systematischen Botanik an landwirtschaftlichen Lehranstalten
meist nur die Kulturpflanzen, also die höheren Pflanzen, behandelt
wurden, abgesehen von den schädlichen Pilzen, die wohl stets Berück¬
sichtigung fanden, ist das Ziel des Unterrichts an der Hochschule, den
Studierenden die ganze Entwicklung des Pflanzenreiches von den
niedersten Formen bis zu den höchsten anschaulich darzulegen. Dabei
werden selbstverständlich die Nutzpflanzen und speziell die Nutz¬
pflanzen für den Landwirt besonders berücksichtigt, aber auch die
wichtigsten Zierpflanzen nicht vergessen. Ein besonderer Wert wird
ferner auf die Unkräuter gelegt und ebenso auf die durch pflanzliche
Parasiten erzeugten Pflanzenkrankheiten.
Der Unterricht findet im Sommer für das zweite Semester in
drei Wochenstunden statt. Die Gräser und Futterkräuter werden
in einer vierten Stunde besonders behandelt. Es ist das geschehen,
weil diese einstündige Vorlesung auch von den Studierenden der geo¬
dätisch-kulturtechnischen Abteilung mit gehört wird. Aus diesem Grunde
werden in der Vorlesung auch kurz die Bonitierungspflanzen besprochen.
Überall ist das Augenmerk darauf gerichtet, die Studierenden zum
eigenen scharfen Beobachten der ihnen in die Hand gegebenen Pflanzen
anzuregen, und um das noch mehr zu üben, wird auch Anleitung zur
Beurteilung des Heues gegeben, was zugleich für die Praxis von großer
Bedeutung ist.
Auf den zahlreichen botanischen Exkursionen, die fast jeden
Sonnabend, nachmittags, stattfinden, bietet sich Gelegenheit, die Stu¬
dierenden auch im Freien im Bestimmen der Pflanzen und im Beurteilen
der Wiesen zu üben.
Im Winter findet für das dritte Semester eine einstündige Vor¬
lesung über Samenkunde statt, bei welcher namentlich die Gras- und
Kleesamen nebst deren Verwechselungen und Verunreinigungen, sowie
die wichtigsten Unkrautsamen von den Studierenden selbst untersucht
werden. Es bietet sich hierbei eine gute Gelegenheit zur Wiederholung
der systematischen Botanik. — Leider gestattet die Zeit nicht, die Un¬
krautsamen noch spezieller zu behandeln, eine Vermehrung der Zahl der
Stunden ist aber schwer durchführbar.
Für das vierte Semester findet im Sommer eine einstündige Vor-
esung über Züchtung der Kulturpflanzen statt. Das Material dazu