88
VI. Die landwirtschaftliche Abteilung.
Die deutsche Landwirtschaft vom kulturgeschichtlichen Standpunkte, 1884); endlich
der „Idealismus und die deutsche Landwirtschaft“ (1885) und „Erlebtes und Er¬
strebtes“ (1892), welch letztere vor allem die hohe ethische Bedeutung der Land¬
wirtschaft in warmer Weise zur Geltung bringen.
8. Der Unterricht in der Rindviehzucht.
Vertreter des Faches: Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Werner.
Die in neuerer Zeit überall hervortretenden züchterischen Be¬
strebungen in der Rindviehzucht veranlagten den Referenten, die wissen¬
schaftliche Grundlage der Lehre, welche viele Lücken aufweist, zu ent¬
wickeln. Insbesondere gehen die Ziele dahin, die Lehre vom Körperbau
weiter auszubilden, zu welchem Zwecke einige Tausend Messungen der
wichtigsten Körperteile vorgenommen worden sind. Zugleich gelang es,
die Rasseneinteilung auf einer der Zoologie angepagten Grundlage aufzu¬
bauen und eine Geschichte des Hausrindes neu zu entwickeln. Ein
weiteres Ziel der Lehre ist, die wissenschaftlichen Errungenschaften
auf dem Gebiet der Zucht und tierischen Ernährung für die Praxis der
Rinderhaltung nutzbar zu machen. Den Demonstrationen am Rinde im
Rassestall der Tierärztlichen Hochschule ist im Sommersemester
wöchentlich eine Stunde gewidmet.
Lebenslauf des Professors Dr. Werner.
Werner, Dr. Hugo, geb. am 26. Juni 1839 zu Berlin, wurde vor¬
gebildet auf dem Königlichen Realgymnasium daselbst. Er lernte 1857/59
auf der Domäne Bretwisch in Neuvorpommern die Landwirtschaft,
studierte darauf zwei Semester an der Universität zu Berlin und vier
Semester in Eldena. Hierauf wurde er Wirtschaftsinspektor auf dem
Gute Semlow in Neuvorpommern und Carzig in der Neumark, machte
1864 den Feldzug gegen Dänemark mit, nach dessen Beendigung er
als Wirtschaftsinspektor auf dem akademischen Gut „Eldena“ angestellt
wurde. Aus dem Feldzug gegen Österreich zurückgekehrt, promovierte
er und habilitierte sich im Oktober 1866 in Eldena als Privatdozent und
übernahm gleichzeitig die Verwaltung des Versuchsfeldes. 1868 folgte
er einem Rufe an die Akademie Proskau. Nach dem französischen
Kriege, welchen er als Offizier mitmachte, wurde er im April 1871 als
Dozent und Administrator der Gutswirtschaft nach Poppelsdorf berufen,
und 1872 zum Professor ernannt. Er folgte 1889 einem Rufe als
Professor der Betriebslehre an die Königliche landwirtschaftliche
Hochschule zu Berlin und wurde 1895 zum Geheimen Regierungsrat
ernannt.
Seine Hauptschriften sind: „Der landwirtschaftliche Ertragsanschlag
(zweite Auflage, Breslau 1887); Handbuch des Futterbaues (zweite
Auflage, Berlin 1889) (russisch); Der Kartoffelbau, vierte Auflage,
Berlin 1902) (schwedisch); Handbuch des Getreidebaues, in Gemeinschaft