Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Messungen und Berechnungen. 
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wie die Länge L der ganzen Welle messen; die Beziehung -y ergibt die 
Ordnungszahl der Oberschwingung. Besser ist es, mehrere Wellen (z. B. 2) 
von L und l auszumessen und den Mittelwert zu nehmen. 
Mit diesem Verfahren verwandt ist das einfache Auszählen. Wo kleine 
Oberschwingungen der Grundwelle aufgesetzt erscheinen, werden diese aus¬ 
gezählt. Das Verfahren ergibt die Lage der dominierenden Oberschwingung; 
es läßt sich übrigens auch auf die mehr schwebungsartigen Kurven an¬ 
wenden. 
Diese beiden Methoden können keinen Anspruch auf besondere Ge¬ 
nauigkeit machen; die erstere scheint aber Werte zu liefern, die von den 
aus der Schwerpunktsberechnung erhaltenen Zahlen nicht beträchtlich ab¬ 
weichen. Als rasche Orientierungsmittel können sie in Betracht kommen. 
Die Intensität. 
Die Wichtigkeit der Lautintensität für das Studium der Sprache ist jedem 
Phonetiker zur Genüge bekannt, da die Stärke im Akzent eine jedenfalls 
wesentliche Rolle spielt. Leider ist aber das Studium dieser Lauteigenschaft 
noch sehr mangelhaft, besonders das experimentelle Studium; die Aufgabe 
ist übrigens sehr schwierig, und keine ganz befriedigende Methode ist bis 
jetzt erfunden worden.l) 
Die Beobachtung mit dem Gehör leidet an zwei Hauptmängeln: 
erstens ist die Empfindlichkeit für Stärkeunterschiede nicht sehr groß: 
andrerseits haben die verschiedenen Laute bekanntlich an und für sich nicht 
dieselbe Lautheit; und diese Unterschiede der Lautheit bilden eine schwer 
zu eliminierende Fehlerquelle. 
Was die Versuchsmethoden betrifft, so haben alle eine schwache Seite. 
Unsere Apparate liefern natürlich im besten Falle nur Angaben über die 
physikalische Intensität, d. h. die akustische Stärke der äußeren Kraft, 
die den Laut erzeugt, während man in der Phonetik auch, und sogar haupt¬ 
sächlich, mit der physiologischen Intensität zu tun hat. Die Resultate 
müßten also umgerechnet werden; leider ist das Verhalten der beiden Er¬ 
scheinungen noch sehr wenig bekannt. Daher haben alle Forscher von der 
Feststellung der physiologischen Intensität abgesehen und nur die physi¬ 
kalische Intensität zu bestimmen versucht, die als Ausdruck für die erstere 
dient. Das Verfahren wäre natürlich nur unter der Voraussetzung berechtigt, 
daß die physiologische Intensität eine lineare Funktion der akustischen dar¬ 
stellt und im gleichen Sinne variiert wie diese. Da die Laute der mensch¬ 
lichen Sprache sich nur innerhalb eines beschränkten Gebietes der Ton¬ 
skala bewegen, kann man allerdings annehmen, daß der Verlauf der physio¬ 
logischen Intensität jedenfalls ziemlich gleichmäßig ist und vom Verlauf 
der physikalischen nicht wesentlich abweicht. Vorläufig mag sich der Phone¬ 
tiker mit dieser Annahme begnügen, die die Ausbildung systematischer Unter¬ 
suchungen immerhin erlaubt. 
1) Eine Zusammenstellung- dieser Methoden findet man bei Gutzmann (75). 
Tigerstedt, Handbuch d. phys. Meth, III, 6. 15
	        
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