128
J. Poirot, Die Phonetik.
Stif'tkopf zu wählen; unter eine gewisse Grenze kommt man aber praktisch
nicht, wegen der Zerbrechlichkeit des Stiftes, der Möglichkeit einer
Schädigung der Rinne (wenn der kleine Kopf wie eine Spitze wirkt) und
einer damit verbundenen Reibung und der Schwierigkeit der genauen
Einstellung.
A. Apparate mit materiellen Hebeln.
I. Einfacher Hebel. 1) Mit Luftübertragung. — Das Verfahren
der Luftübertragung mit Rußschrift ist nur von Lahr (165) angewendet
worden, der überhaupt eine einfachere Einrichtung konstruieren wollte als
die frühere von Jenkin und Ewing (s. unten). Er bediente sich zweier
Schreibkapseln (Mareys Polygraphen nach Krolls Ausführung). Mit dem
Phonographen (es war noch der Stanniolphonograph) wurde eine Kapsel so
verbunden, daß deren empfindliche Membran der Walze zugekehrt war und
der im Zentrum der Membran geklebte Fühlstift in der phonographischen
Furche ruhte. Zur genauen Einstellung wurde diese Kapsel von einem
mikrometrisch verstellbaren Metallstück festgehalten, das auf ein Brett
geschraubt war. Das nach oben gerichtete Ausflußrohr der Fühlkapsel war
durch ein Gummirohr mit der zweiten Schreibkapsel verbunden, die mit
Mikrometerschrauben vertikal und horizontal eingestellt werden konnte. Der
Schreibhebel war ca. 10 cm lang. Die erhaltenen Kurven wurden zuerst
mit 16, dann mit 24 Ordinaten gemessen.
Lahr gibt keine Proben, wonach man die Leistungsfähigkeit des
Apparates beurteilen könnte. Die Nachteile der Lufttransmission sind aber
genügend bekannt, um gegen die Zweckmäßigkeit der Anordnung Bedenken
zu erregen; schon die Änderungen der Empfindlichkeit der Gummimembranen
mit der Witterung dürfte eine unter Umständen beträchtliche Fehlerquelle
bilden. Die direkte Hebelübertragung ist an sich besser.
2) Einfacher Hebel mit direkter Ü bertragung. Zu dieser Gruppe
gehören die von Scripture und Lioret konstruierten Einrichtungen.
Die Apparate von Scripture. — Scripture hat sowohl Grammophon-
wie Phonographenkurven studiert und dafür besondere Vergrößerungs¬
apparate konstruiert.
A. Der Grammophonapparat. — Eine der ersten Formen des Apparates
zur Vergrößerung von Grammophonkurven wird in den Elements of
experimental phonetics (Kap. 4) beschrieben. Die vierte und letzte
Form wird in einer späteren Arbeit (166) eingehend beschrieben.
Die Aufnahmefläche ist ein berußter, zwischen 2 Kymographiontrommeln T,T' (Fig.78,
Nr. 1) gespannter, sehr langer Papierstreifen. Die „Ferntrommel“ T wird von einem
Elektromotor angetrieben ; eine Kombination von 2 Schrauben und 2 Zahnrädern Z, Z'
reduziert die Umdrehung der Trommelachse auf ^ ^ ^ = 26896 ^er Umdrehungen
der ersten vom Motor getriebenen Scheibe. Der gespannte Papier streif en überführt
diese Bewegung auf die „Nahtrommel“, von deren Achse aus die Grammophonplatte
bewegt wird. Eine Stufenscheibe A erteilt der Plattenunterlage M eine kreisförmige
Bewegung; eine zweite Stufenscheibe B dient zur radiären Verschiebung der Platte.
Die Schnüre werden durch Gewichte oder federnde Halter C in möglichst konstanter
Spannung gehalten.