Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die akustischen Eigenschaften des Luftstromes. 
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Diesen Ausschaltungsversuch hat J. Müller mit einem anderen kom¬ 
plettiert, wo ein Leichenkopf mit Larynx angeblasen wurde und durch positive 
Zungen- bzw. Lippenbewegungen Klänge erzeugt wurden, die den Lauten 
des lebenden Menschen ähnlich waren. 
Anders haben neuerdings Katzenstein und Marage die Ausschaltung 
zu verwirklichen versucht. Katzenstein (93) läßt sich, wie oben bereits 
angegeben, bis zur Höhe der Stimmritze ein die Kehlbreite füllendes Rohr 
einführen; der Ton wird von einem Phonautographen aufgenommen (Apparat 
von Martens-Leppin, s. unten S. 97). In einer anderen Versuchsserie 
wird das Rohr nur bis zum Kehlkopfeingang eingeführt und die Mundhöhle 
mit Gaze tamponiert. Im ersteren Fall ist die Tonerzeugung nach Katzen¬ 
steins Erfahrung etwas schwer, besonders im Falsett; die Hervorbringung 
anhaltender Töne gelang nicht. Im zweiten Fall soll nach Mar ages An¬ 
gaben die Erzeugung verschiedener Vokale möglich sein. Das Verfahren 
von Marage (119) weicht nur darin ab, daß er die Mundhöhle mit Stents 
füllt. — Ganz rein kommt der Kehlton eigentlich nicht, da die eingeführte 
Röhre auch als Ansatzrohr wirken muß. 
Den Anteil der verschiedenen Teile des Ansatzrohres untersucht auch 
Katzenstein (ebenda) durch partielle Ausschaltung oder Änderung des¬ 
selben. Ein Ton, z. B. a, wird sukzessiv aufgenommen: mit normaler Aus¬ 
sprache; mit geschlossener Nasenöffnung; mit stark hängendem Zäpfchen; 
mit Ausschaltung der Nasenhöhle, indem ein Obturator das Velum dicht 
gegen die Rachenwand drückt. 
Die Registriermethoden. 
Die vollständigste Versuchsmethode ist auch hier die Registrierung der 
die Tonempfindungen erzeugenden Luftschwingungen. Die akustischen Re¬ 
gistriermethoden kann man praktisch in zwei Gruppen einteilen, je nachdem 
die aufgenommene Spur des Vorganges eine akustische Wiedergabe ge¬ 
stattet oder nicht. Im ersten Fall kann durch das Abhören die Aufnahme 
bezüglich ihrer Richtigkeit einfach kontrolliert werden, im zweiten Fall fällt 
diese Kontrollmöglichkeit aus und muß durch andere ersetzt werden. Die 
zweiten Methoden wollen wir unter dem Namen Phonautographie, die 
ersten unter dem Namen Phonographie zusammenfassen. 
Abteilung I. 
Die Phonautographie. 
Optische Methode. 
Die direkte Photographie der Luftschwingungen. — Theoretisch be¬ 
trachtet wäre eine direkte optische Aufnahme der Luftschwingungen, ohne 
die Vermittlung von Hebeln und Membranen, die ideale Registrierung. Die 
bei diesem Verfahren zu überwindenden Schwierigkeiten sind aber sehr groß, 
und tatsächlich ist m. W. nur ein Versuch gemacht worden, die akustischen 
Vorgänge in dieser Weise zu untersuchen, nämlich die Interferenzmethode 
von Raps (120). 
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