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J. Poirot, Die Phonetik.
tragen und vorn leicht gebogen werden; die Röhre wird in der Mitte mit Tabaks¬
rauch gefüllt, und das gebogene Ende wird quer gegen die Stromrichtung
geführt. Die Untersuchung wird an 4 Stellen vorgenommen: an der Zäpfchen¬
basis, an der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen, hinter den
Backzähnen und vor den Schneidezähnen. In der Kugel entstehen Wirbel,
und der Rauch wird mehr oder weniger vollständig ausgetrieben; diese
Bilder werden gezeichnet. Natürlich sind dies sekundäre Wirbel.
Neben dem Rauchverfahren hat sich Lootens auch anderer Hilfsmittel
bedient, z. B. kleiner, leichter Propeller, die, um eine Spitzenachse leicht
drehbar, durch ihre Bewegung die Stromrichtung angeben. Etwas ähnliches
hatte Ge lié (97 b) zuerst verwendet, indem er kleine, gebohrte Scheibchen
Papier auf eine Stricknadel setzte und die Nadel in den Mund einführte;
an gewissen Stellen wurden die Scheiben nicht vor-, sondern rückwärts
geschoben. Wie Bonnier (98a) bemerkt, ist das Verfahren jedoch nicht
zuverlässig, da die starre Nadel die Beweglichkeit der Scheiben zu sehr
beeinträchtigt, und Gelle hat es durch seine Rauchmethode ersetzt.
Endlich hat in Zwaardemakers Laboratorium K. Noyons die Wirbel
nach einer dem Thoorisschen Verfahren ähnlichen Methode untersucht, die
in der Meteorologie üblich ist: die Röhre wird quer in die Stromrichtung ge¬
stellt und mit einem empfindlichen Manometer verbunden (Zwaardemaker (83)
S. 442). Die Ausschläge sind hier auch von Druck und Geschwindigkeit
zusammen bewirkt. Ein aus den Resultaten hergestelltes Schema für den
Vokal a ist a. a. O. S. 441 als Beispiel beigegeben worden.
Kapitel III.
Die akustischen Eigenschaften des Luftstromes.
Von den Eigenschaften des lautbildenden Luftstromes sind die akusti¬
schen am wichtigsten; denn beim Studium der Aerodynamik des Luftstromes
hat man es immer mit einem gewissen, übrigens variierenden Quantum
wilder Luft zu tun, die zur Hervorbringung des akustischen Eindruckes,
worauf es schließlich ankommt, nichts beiträgt. Die hier in Betracht kom¬
menden Eigenschaften sind: der sonor- oder geräuschartige Charakter des
Lautes, die Stimmtonverhältnisse (Stimmhaftigkeit, Stimmlosigkeit mit allen
Zwischenstufen), die Tonhöhe mit deren Verlauf, die Klangqualität, die
Stärke oder Intensität des Lautes. Dazu käme noch der zeitliche Verlauf
dieser Merkmale, oder was man Lautdauer nennt, streng genommen keine
akustische Eigenschaft.
Die Beobachtungsmittel.
Die Sinnesorgane, die wir zur Beobachtung benutzen können, sind das
Getast und vor allem das Gehör.