Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die aerodynamischen Eigenschaften des Luftstromes. 
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„Man denke sich ein Zweigsystem, dessen Arme sich, nachdem sie eine Zeitlang 
getrennt verlaufen sind, wieder vereinigen, z. B. beide in freier Luft ausmünden.. In 
diesem System befinde sich zwischen den beiden getrennten Röhren an irgendeiner 
Stelle eine Verbindung, die Brücke strictiori sensu heiße, so ist es klar, daß, wenn sich 
in diesem System ein Luftstrom bewegt, je nach dem Röhrenwiderstande in den Teilen 
sehr verschiedene Strömungen existieren können. Durch Regulierung der Widerstände 
kann erreicht werden, daß keine Änderung weder in den Strömungsrichtungen noch in 
den Strömungen eintritt. — Dann wird sich eine Proportion gebildet haben zwischen 
den von der Brücke vereinigten proximalen und distalen Zweigen“ (a. a. 0. S. 401). 
Zwaardemaker hat u. a. eine Luftbrücke für plötzlich abgebrochene 
Luftströme gebaut und zur Vergleichung der beiden Nasenbälften beim 
Atmen, Schnüffeln und Nießen verwendet; ein anderes Modell dient zu 
Atmungsversucben. Der Apparat ist allerdings schwer zu handhaben, und 
es ist auch sehr wohl möglich, daß die Geschwindigkeit und der Druck des 
Luftstromes zu groß sind, um brauchbare Resultate zu liefern. In der eigent¬ 
lichen Brücke verwendet Zwaardemaker, zur Markierung der Strömungs¬ 
unterschiede und zur Aufsuchung des Gleichgewichtes, entweder ein empfind¬ 
liches Manometer oder das noch empfindlichere Aerodromometer. Vielleicht 
könnte man letzteres Instrument einzeln benutzen; man würde eine Seite 
mit der Nase, die andere mit dem Mund verbinden und beobachten, nach 
welcher Seite und um wieviel die Scheibe verschoben wird. 
Abteilung II. 
Die Untersuchung innerhalb des Ansatzrohres. 
Da die Nasenhöhle, abgesehen von den Bewegungen des Vélums, ihre 
Gestalt so gut wie nicht verändern kann, so konzentriert sich das Interesse 
auf die Untersuchung der Mundhöhle und der Luftröhre. 
A. Der Luftdruck. — Den Luftdruck kann man mit Sievers in 
primären Druck (unterhalb der Stimmritze) und sekundären Druck (ober¬ 
halb der Stimmritze) nach dem Kraftverbrauch im Kehlkopf) einteilen. 
Der primäre Druck ist nur in Ausnahmefällen der Untersuchung 
zugänglich, nämlich bei Patienten, denen eine Tracheafistel angelegt worden 
ist. Cagniard-Latour (88), Grützner (60), Roudet (89) haben solche 
Patienten untersucht. Die Bedingung für die Erhaltung einwandsfreier 
Resultate ist natürlich, daß die Versuchsperson eine normale Stimme besitzt. 
Aus diesem Grunde war der von Grützner untersuchte Mann weniger 
geeignet als die Versuchsperson Roudets, ein älterer Pariser, der vor längerer 
Zeit wegen nervöser Krämpfe operiert worden war und aus Angst vor einen 
Rückfall die Fistel beibehalten hatte. Ich hoffe auch in der nächsten Zukunft 
einen analogen Fall untersuchen zu dürfen. 
Oberhalb der Stimmritze läßt sich der sekundäre Druck bei Ver¬ 
schlußlauten im allgemeinen ganz bequem bestimmen. Ein Rohr wird in 
die Mundhöhle bis hinter den Verschluß eingeführt und leitet zum Druck¬ 
messer. Am leichtesten sind die Labialen zu untersuchen, da die Röhre 
nicht weiter als zwischen die Zähne zu reichen braucht. Sehr bequem ist 
die von Seydel (76) verwendete Form (Fig. 40): das erweiterte Ende der 
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