Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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J. Poirot, Die Phonetik. 
Mit den Beobaclitungsmitteln kommt man hier nicht weit. Die Richtung 
des Luftstromes kann man noch gut bestimmen, und über den Luftdruck 
bei Verschlußlauten und die relative Geschwindigkeit bei Offnungslauten 
läßt sich etwas ermitteln; das ist aber wenig und genügt überhaupt nicht. 
Die Versuchsmethoden sind hier unerläßlich. 
Der Druck, die Geschwindigkeit und die Menge des Luftstromes sind 
miteinander durch gewisse Relationen verbunden. Ist speziell l der Quer¬ 
schnitt (Lumenweite) des Ausflußrohres oder der Flüssigkeitssäule, s die 
Stromgeschwindigkeit und v das Volum, so besteht die Gleichung 
(2) v = l s. 
Die Geschwindigkeit selbst hängt auch vom Druck ab. Die Anwendung der 
Formeln von Bernoulli oder Poiseuille, die die Stromge¬ 
schwindigkeit der Flüssigkeiten unter regelmäßiger Strömung 
angeben, wäre aber illusorisch. Das Ansatzrohr hat bekannt¬ 
lich eine höchst unregelmäßige Form mit vielen Erweiterungen 
und Engebildungen, die notwendig Wirbel verursachen müssen; 
außerdem ist der Luftstrom in der Höhe der Stimmritze 
kolossal rasch und mit den stärksten Sturmwinden vergleichbar. 
Unter solchen Umständen versagen die genannten Formeln; 
und für solch komplizierte Wirbelverhältnisse kennt man bisher 
kein Gesetz. 
Da die Untersuchung der Verhältnisse innerhalb und 
außerhalb des Ansatzrohres öfters verschiedene Instrumente 
oder Anordnungen erfordert, halte ich es für zweckmäßig, den Gegenstand 
dementsprechend einzuteilen. 
Fiff. 32. 
Respirations¬ 
maske mit Klappe 
nacliGutzmann. 
Abteilung I. 
Die Untersuchung des Luftstromes außerhalb des Ansatzrohres. 
A. Die Auffangung und einfache Registrierung des Luft¬ 
stromes. — Wenn man nur die Ausströmung aus dem Mund zu registrieren 
braucht, so nimmt man einen der Mundspalte angepaßten Mundtrichter 
aus Glas oder Metall. Sehr bequem ist die von Rousselot gebrauchte 
Form, die man auf Fig. 50 sieht. — Für den Nasenluftstrom benutzt man 
am besten die Verdinschen, eiförmig erweiterten Nasenröhren (olives 
nasales), die aus Glas in verschiedenen Größen erhältlich sind. — Will man 
den gesamten Luftstrom (Nase + Mund) untersuchen, so kann man Mund¬ 
trichter und Nasenröhren verbinden; besser ist jedoch die Anwendung der 
Respirationsmaske, die man z. B. aus Blei anfertigt. Sie reicht oben 
bis zur Nasenwurzel, seitwärts hinter die Mundwinkel, unten bis zur Grube 
zwischen Unterlippe und Kinn. Gutzmann (75) versieht seine Maske nach 
vorn mit einer beweglichen Klappe, welche erlaubt, die Zuleitung zum Schreib¬ 
apparat nach Bedarf her- oder einzustellen (Fig. 32). 
Je nach dem Zweck des Versuches ist die Art der Auffangung ver¬ 
schieden. Wenn man den ganzen Luftstrom braucht (z. B. für die Unter¬ 
suchung des Volums oder der Geschwindigkeit), so muß der Mundtrichter, 
bzw. die Maske überall dicht angelegt sein, und beide Nasenöffnungen werden
	        
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