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J. Poirot, Die Phonetik.
(67) zukommen. Nach ihm haben sich Gentzen (68), Allen (71), Gutz-
mann (72) der Methode bedient. Zuletzt haben Zwaardemaker und
Eykman (73) einen Apparat konstruiert, dessen Beschreibung hier als Probe
dieser Methode gegeben sei.
Der Fühlhebel ist ein Silberdraht mit geeigneter Biegung (Länge 12,5 cm).
Er stützt sich auf eine Querstange, die, wie die Oberlippenkissen, durch
den Nasenöffner von F eidbausch und die vom Stirnband ragenden, biegsamen
Stangen befestigt wird. Ein am Fühlhebel befindlicher, beweglicher Haken
wird mit dem länglichen Luftkissen verbunden, das früher (s. Registr. der
Kieferbewegungen) beschrieben worden ist. Ein zweiter, an der Querstange
beweglicher Haken sichert die Befestigung des Hebels. Die Hebungen
des Segels (und des Hebels) ziehen das Luftkissen in die Länge und um¬
gekehrt; das Luftkissen übt übrigens den zur Sicherung des Kontaktes
nötigen leisen Druck. Luftübertragung wie oben angedeutet. Die unmittel¬
bare Registrierung mit Stirnschrift wäre aber auch denkbar.
Zur Erhaltung absoluter Werte wird der Apparat geeicht. Er wird
immer so eingestellt, daß der Kleinarm, von der Drehachse bis zum Haken,
20 mm, und der Langarm 96 mm haben. Die Eichung geschieht mit dem
Kieferabstandmesser, dessen verschiebbare Stange man mit dem Kleinarm
verbindet (Fig. 31).
Dadurch, daß der Laijgarm eine bestimmte Länge hat, ist der Abstand
zwischen Velumrand und Hebelende bei verschiedenen Personen verschieden,
und man muß daher die Länge des Vélums und die Stellung des Hebelendes
bestimmen. Dazu bedient sich Eykman der Methode Hopmanns (74)1).
Diese Art der Registrierung ist für die Versuchsperson nicht so un¬
bequem, wie man zuerst meinen könnte. Das Kitzeln des Nasenbodens
kann durch Kokainisierung aufgehoben werden, und man gewöhnt sich sonst
daran; das Gaumensegel selbst ist wenig empfindlich. Dagegen bleibt die
Möglichkeit der Störung durch Reflexauslösungen vorhanden, obwohl sie
weit geringer sein dürfte als bei dem Weeks sehen Verfahren. Daß die
experimentelle Untersuchung des Vélums zu den technisch schwierigsten
gehört, ist jedenfalls sicher.
3. Indirekte Methode. — Rosapelly (37) und Rousselot (7) haben
es vorgezogen, die Gaumensegelbewegungen aus der Luftausströmung durch
die Nase zu erschließen, da die Strömung eine Funktion der Velumbewegungen
bildet. Sie registrieren also die Nasenluft (s. unten S. 54). Diese Methode
hat den Vorteil, daß sie die Aussprache am wenigsten beeinflußt. Dagegen
hat sie den Nachteil, daß sie weder absolute Angaben über den Stand des
Vélums noch sichere relative Angaben geben kann. Der erste Punkt ist
offenbar. Was den zweiten betrifft, ^so ist zu merken, daß die Nasenluft¬
strömung eine Funktion nicht nur des Offnungsgrades des Nasenrachenraumes,
sondern auch der Geschwindigkeit des Luftstromes ist.
1) Ein am Ende rechtwinklig gebogener, mit cm-Teilung versehener Stab wird in
die Nase eingeführt und zuerst bis an die Rachenwand gestoßen, dann bis an den Rand
des Pflugscharbeins zurückgezogen. Die Differenz beider Ablesungen von einem Fix¬
punkte an ergibt die Tiefe des Nasenrachenraumes (Hopmann, a. a. O. S. 38). Ebenso
kann der Abstand zwischen Hebelende und Rachenwand bestimmt werden.