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J. Poirot, Die Phonetik.
Anteil ist aber nicht wesentlich und wirkt kaum störend. Damit ist aber
nicht gesagt, daß die Ausschlags weite der Schreibkapsel für jeden Laut
verschieden ist, besonders wenn man die Registrierung nur an einem Punkte
vornimmt. Die Form des Ausschlages tritt allerdings hinzu und kann zur
Charakteristik beitragen. Für die Bestimmung der Leistungsfähigkeit wären
systematische Doppelaufnahmen mit der Mundbodenkapsel und den Zungen¬
ballons von Rousselot wünschenswert. — Auch wäre die Zweckmäßigkeit
einer Aufnahme auf mehreren (z. B. zwei) Punkten des Mundbodens zu er¬
wägen. Gewisse Bewegungen der Hinterteile des Mundbodens sind für gewisse
Laute charakteristisch, und es ist möglich, daß diese Bewegungen bei der
Aufnahme nur des Vorderteils des Mund¬
bodens nicht gebührend beachtet werden.
— Vorläufig sind also die Methoden zur
Registrierung der Zungenbewegungen
noch nicht ganz befriedigend.
VII. Das Gaumensegel.
A. Beobachtung. — Das Velum
entzieht sich der Beobachtung mit dem
Auge, außer bei der Aussprache gewisser
Laute mit großer Mundöffnung. Indirekt
kann man aber den Stand des Gaumen¬
segels aus der Ausströmung der Luft durch
die Nase schließen. Indem man entweder
den Finger oder eine kalte, polierte Fläche
(Messerklinge, Spiegel usw.) unmittelbar
vor die Nasenöffnung hält, fühlt man die
warme Luft, oder man sieht den Beschlag
der Atemfeuchtigkeit. Daß man dadurch keine feinen Abstufungen iu den
Velumbewegungen unterscheiden kann, liegt jedoch auf der Hand.
B. Direkte Messungen. — Die Kraft, womit das Gaumensegel bei
gehobener Stellung (Aussprache der oralen Laute) gegen die Rachenwand
drückt, läßt sich dadurch bestimmen, daß man die zur Sprengung des Ver¬
schlusses nötige Kraft für verschiedene Laute bestimmt. Man kann z. B.
nach dem Vorgänge Czermaks (67) eine meßbare Menge Flüssigkeit durch
eine Nasenhöhle einspritzen, bis sie in den Pharynx fällt, oder mit Gentzen
(68) mittels eines Hebels einen meßbaren Druck ausüben. Am besten, weil
sie jede Berührung des Segels vermeidet, ist die Methode von Hartmann (69),
der in die Nasenhöhle Luft komprimiert. Eine Nasenhöhle wird mit einem
Hg-manometer luftdicht verbunden, die andere mit einem Gebläse. Während
die Versuchsperson einen oralen Laut anhaltend ausspricht, wird Luft in
die Nase getrieben, deren Drucksteigerung man am Manometer abliest, bis
das Segel nachgibt. — Bei allen diesen Methoden bleibt jedoch die Möglichkeit
offen, daß der gegen das Velum ausgeübte Reiz abnorme Verhältnisse (ver¬
stärkten oder geschwächten Druck) zur Folge hat.
C. Registriermethoden. — Das Velum ist von oben (Nase) oder von
unten (Mund) her zugänglich. Man kann daher den Fühlarm in den Mund