Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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J. Poirot, Die Phonetik. 
Anteil ist aber nicht wesentlich und wirkt kaum störend. Damit ist aber 
nicht gesagt, daß die Ausschlags weite der Schreibkapsel für jeden Laut 
verschieden ist, besonders wenn man die Registrierung nur an einem Punkte 
vornimmt. Die Form des Ausschlages tritt allerdings hinzu und kann zur 
Charakteristik beitragen. Für die Bestimmung der Leistungsfähigkeit wären 
systematische Doppelaufnahmen mit der Mundbodenkapsel und den Zungen¬ 
ballons von Rousselot wünschenswert. — Auch wäre die Zweckmäßigkeit 
einer Aufnahme auf mehreren (z. B. zwei) Punkten des Mundbodens zu er¬ 
wägen. Gewisse Bewegungen der Hinterteile des Mundbodens sind für gewisse 
Laute charakteristisch, und es ist möglich, daß diese Bewegungen bei der 
Aufnahme nur des Vorderteils des Mund¬ 
bodens nicht gebührend beachtet werden. 
— Vorläufig sind also die Methoden zur 
Registrierung der Zungenbewegungen 
noch nicht ganz befriedigend. 
VII. Das Gaumensegel. 
A. Beobachtung. — Das Velum 
entzieht sich der Beobachtung mit dem 
Auge, außer bei der Aussprache gewisser 
Laute mit großer Mundöffnung. Indirekt 
kann man aber den Stand des Gaumen¬ 
segels aus der Ausströmung der Luft durch 
die Nase schließen. Indem man entweder 
den Finger oder eine kalte, polierte Fläche 
(Messerklinge, Spiegel usw.) unmittelbar 
vor die Nasenöffnung hält, fühlt man die 
warme Luft, oder man sieht den Beschlag 
der Atemfeuchtigkeit. Daß man dadurch keine feinen Abstufungen iu den 
Velumbewegungen unterscheiden kann, liegt jedoch auf der Hand. 
B. Direkte Messungen. — Die Kraft, womit das Gaumensegel bei 
gehobener Stellung (Aussprache der oralen Laute) gegen die Rachenwand 
drückt, läßt sich dadurch bestimmen, daß man die zur Sprengung des Ver¬ 
schlusses nötige Kraft für verschiedene Laute bestimmt. Man kann z. B. 
nach dem Vorgänge Czermaks (67) eine meßbare Menge Flüssigkeit durch 
eine Nasenhöhle einspritzen, bis sie in den Pharynx fällt, oder mit Gentzen 
(68) mittels eines Hebels einen meßbaren Druck ausüben. Am besten, weil 
sie jede Berührung des Segels vermeidet, ist die Methode von Hartmann (69), 
der in die Nasenhöhle Luft komprimiert. Eine Nasenhöhle wird mit einem 
Hg-manometer luftdicht verbunden, die andere mit einem Gebläse. Während 
die Versuchsperson einen oralen Laut anhaltend ausspricht, wird Luft in 
die Nase getrieben, deren Drucksteigerung man am Manometer abliest, bis 
das Segel nachgibt. — Bei allen diesen Methoden bleibt jedoch die Möglichkeit 
offen, daß der gegen das Velum ausgeübte Reiz abnorme Verhältnisse (ver¬ 
stärkten oder geschwächten Druck) zur Folge hat. 
C. Registriermethoden. — Das Velum ist von oben (Nase) oder von 
unten (Mund) her zugänglich. Man kann daher den Fühlarm in den Mund
	        
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