Die Untersuchung der Sprechbewegungen.
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Sie können von jeder besseren Gummiwarenfabrik angefertigt werden; es
ist zu beachten, daß sie nicht zu steif sein dürfen und doch elastisch genug,
um ihre Form von selbst wiederanzunehmen und haltbar zu sein.
Die Methode ist höchst einfach, aber bedenklich. Es wurde schon oben
hervorgehoben, daß Zunge und Gaumen der Sitz vieler Reflexbewegungen
sind; Gutzmann (9) bemerkt, daß, „sowie man über den „Zaun der Zähne“
in das Innere gelangt, ist man den Einflüssen der Reflexe, die selbst bei gut
eingeübten Versuchspersonen mehr
oder weniger hindern können, ausge¬
setzt“ (S. 146). Je tiefer man ein¬
dringt, desto stärker ist die Wirkung
dieser Reflexe. Die Resultate be¬
dürfen also einer strengen Kontrolle.
2. Aufnahme vom Mundboden
aus. —Von einer BeobachtungRosa-
pellys ausgeh end hatRous s elot (34)
in seinen ersten Arbeiten die Zungen¬
artikulationen aus den Bewegungen
des Mundbodens zu deduzieren ver¬
sucht. Zur Aufnahme der letzteren
dient ein mit einer Aufnahmekapsel
verbundener Fühlhebel. Eine Kom¬
bination von verschiebbaren verti¬
kalen, horizontalen und transver¬
salen Stangen hält die Kapsel. Der
Stützpunkt liegt zwischen Unterlippe
und Kinn (Fig. 28). — Eine verein¬
fachte Form dieses Instruments ist die
der Fig. 29; eigentlich ist es nur
der oben beschriebene Apparat zur
Registrierung der horizontalen Lip¬
penbewegungen (Fig. 22) mit einer
anderen Richtung der Kapsel. Apparate zur Registrierung der Mundbewegungen
Dadurch, daß der Stützpunkt am nach ßousseiot.
Unterkiefer genommen wird, ist in
beiden Apparaten die Kapsel nur von den Mundbodenbewegungen beein¬
flußt. Das Band drückt aber den Kiefer und kann dessen freie Bewegungen
hindern. Zwaardemaker (53), der das Prinzip dieser Apparate beibehalten
hat, vermeidet diesen Fehler durch die Form und Aufstellung des Kiefer¬
bügels. Die mit Pelote versehene Kapsel (sichtbar in Fig. 19,/) wird von
einem an den Kieferbügel geschraubten Querbügel getragen; sie liegt so, daß
die Pelote den Mundboden in der Mittellinie ca. 1 bis 1 V2 cm vom inneren
Kieferrand am Kinn berührt.
Diese Art der Registrierung setzt voraus, daß die Mundbodenbewegungen
eine eindeutige Funktion der Zungenbewegungen darstellen. Dies trifft
wenigstens so weit zu, als die Mundbodenmuskulatur hauptsächlich entweder
passiv den Zungenbewegungen folgt, oder aktiv zur Hebung oder Senkung
der Zungen beiträgt; z. T. dient sie allerdings auch zur Kieferbewegung, dieser
Tigerstedt, Handb. d. phys. Methodik III, 6. 4