Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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J. Poirot, Die Phonetik. 
Der Gaumen wird, je nach der Grundfarbe, mit verschiedenen Pulvern 
bestreut. Hagelin (63) verwendet Pastell, Rousselot (7) Kaolin oder 
Kreide, Gombocz (56) blaues Pulver. Scripture (64) empfiehlt, wenn 
man weißes Filtrierpapier dazu verwendet, dasselbe vor der Modellierung 
in eine Lösung von Kobaltchlorid einzutauchen, wodurch es eine Rosa¬ 
färbung annimmt. Vor dem Gebrauch wird der Gaumen über einer Flamme 
getrocknet und wird dann blau. An allen Kontaktstellen verwandelt aber 
die Feuchtigkeit der Zungenfläche die Farbe wieder in Rosa.1) — Die Ab¬ 
bildung der Zungenkontakte wird entweder photographiert (Hagelin, a. a. 0.) 
oder gezeichnet. Um die Zeichnung zu erleichtern, empfiehlt Rousselot, den 
losen Gaumen mit einem Netz von Längs- und Querlinien zu versehen (ebenso 
Scripture (64)), oder eine Anzahl Löcher zu bohren, die zur Orientierung 
dienen. Am sichersten ist es natürlich, die Palatogramme zu photographieren. 
Wenn man an sich selbst untersucht, kann man seinen losen Gaumen 
nach jedem Versuch photographieren, abwischen, vorbereiten usw. Dieses 
Verfahren ist aber zeitraubend. Wenn man an einer Versuchsperson unter¬ 
sucht, die man nicht unnötig lange aufhalten will, so muß man schneller 
operieren. Auf meinem Laboratorium wende ich folgendes Verfahren an, das 
sich durchaus bewährt hat. Prinzipiell will ich für jede Aufnahme ein fertiges 
Exemplar vom losen Gaumen zur Hand haben. Ich lasse also auf der zahn¬ 
ärztlichen Klinik der Universität nach dem genommenen Abguß ein massives 
Negativ aus Zink und ein ebenfalls dickes Positiv aus Blei oder Zink her- 
stellen. Zur Anfertigung des losen Gaumens gebrauche ich dünne Zinnplatten 
(die man z. B. durch Aufschneiden von Zinutuben bekommt, aber auch von 
Metallfirmen in der gewünschten Dicke ausgewalzt erhalten kann) von passen¬ 
der Größe, die auf dem Amboß zwischen den beiden Metallabgüssen gehämmert 
werden. Ich schneide die Ränder so, daß die Hälfte der unteren Fläche der 
Backzähne und die Vorderzähne stehen bleiben, und erhalte leicht eine Anzahl 
von Zinnfolien, deren jede für je eine Aufnahme gebraucht wird. Vor der 
Benutzung kann man noch den losen Gaumen auf dem Negativ mit dem 
Finger modellieren, damit er sich dem Gaumen genau anschmiegt. Statt 
der Bestreuung mit Pulvern gebrauche ich die Berußung nach dem kalten 
Verfahren. Um das Anhaften des Gaumens zu erleichtern, streue ich auf 
die Oberseite etwas Tragakantgummi. Das erhaltene Exemplar wird später 
in Harzlösung fixiert. Sollte der Versuch mißlingen, so wird die Rußschicht 
abgewischt. Alle diese Vorbereitungen werden vor dem Versuch erledigt, 
der rasch von statten gehen kann. — Die einzelnen Aufnahmen werden, 
womöglich vor der Fixierung, photographiert. Dazu werden sie auf das 
Metallnegativ gebracht und alle unter gleichen Umständen aufgenommen, da¬ 
mit die Bilder direkt vergleichbar sind. Auch vom leeren Negativ nehme ich 
zuerst eine Photographie, die mir eine exakte Projektion des Munddaches mit 
allen Einzelheiten gibt. Auf den erhaltenen Negativplatten zeichne ich die 
Artikulationsumrisse durch und mache daraus die halbschematischen Bilder.2) 
1) Das Papier bat jedoch den großen Nachteil, daß es zu dick ist und seine ur¬ 
sprüngliche Form gar zu leicht verliert. 
2) Gutzmann bespricht (9) S. 163 ein ähnliches Verfahren: dünne Metallstreifen 
werden nach dem Profil des Gaumens gebogen und berußt. Die Anwendbarkeit dieser 
Methode ist aber beschränkter als die der obigen.
	        
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