Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Untersuchung der Sprechbewegungen. 
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mit den Lippen. Der Abstand der Fühlarme wird durch die neben den 
Spiralfedern sichtbaren Schrauben reguliert; er muß natürlich nach dem 
größten in der Sprache vorkommenden Lippenabstand (a, bzw. sehr offenes ä) 
geregelt werden. Der Apparat ist so gut äquilibriert, daß er bei Lippen¬ 
schluß die Spannungsunterschiede (Druck der Unterlippe gegen die Ober¬ 
lippe) mit feiner Abstufung verzeichnet. Die zwischenliegende Spitze dient 
zur Abszissenschreibung. Der Apparat ist für Seitenschrift gebaut; er ließe 
sich aber leicht für Stirnschrift umändern. Die Fühlarme schlagen bei 
Lippenschluß gegeneinander; es ist aber leicht, den Apparat dahin zu ver¬ 
bessern, daß die Arme nebeneinander kommen. 
Natürlich müssen die Labiographen dieser Kategorie an einem Stativ 
festgeschraubt werden und erfordern, daß die Versuchsperson den Kopf 
unbeweglich hält, was aber keine Schwierigkeit darbietet. Sie geben die verti¬ 
kalen Bewegungen unmittelbar und in bestimmter Skala wieder; sie vermeiden 
die bei den Apparaten mit Luftübertragung nötige Eichung, die um so 
unbequemer ist, als sie mit jeder neuen Kapsel neu vorzunehmen ist. Eine 
Störung der Aussprache habe ich nie bemerkt. Allerdings sind die hori¬ 
zontalen Bewegungen nicht registriert; es gibt aber bis jetzt, so viel ich 
sehen kann, keine Einrichtung, welche beide Bewegungen gleichzeitig und 
einwandsfrei aufschriebe. 
VI. Die Zunge und der Mundboden. 
A. Direkte Messungen. — Zur Messung der Zungen Stellungen hat 
H. W. Atkinson (57) einen Apparat1) konstruiert, „the mouth-measurer“ 
(Fig. 25). Eine kleine Metallhülse enthält einen durch eine äußere Spirale 
beweglichen Fühldraht; sie wird an 3 Bingen mit 3 Fingern gehalten, während 
der Daumen die Spirale verschiebt. Nahe am Ende der Röhre ist eine 
andere, auch verschiebbare, mit einem Haken versehene Drahtspirale ange¬ 
bracht. Um eine Messung vorzunehmen, stellt man diesen Haken so, daß 
er sich gegen die oberen Vorderzähne in der Mittellinie anstemmt; während 
der Untersuchte den Laut anhaltend ausspricht, schiebt man den Fühldraht 
bis zur Berührung der Zungenoberfläche (bzw. des Vélums). Der Apparat wird 
aus dem Munde herausgezogen und auf einen Abguß der Gaumenwölbung 
appliziert, wo der vertikale Abstand zwischen der Gaumenöberfläche und 
der Spitze des Fühldrahtes gemessen wird. Nimmt man diese Messung 
längs der Mittellinie der Mundhöhle (einschl. Velum) systematisch vor, so erhält 
man punktweise das Profil der Zunge und des Gaumens. Eigentlich gebraucht 
man zwei Apparate, die nur durch die Richtung des Fühldrahtes ab weichen; 
bei dem einen ist er nach unten, beim anderen nach oben gerichtet. Das 
Verfahren Atkinsons ist von Stolze (58) unbedeutend modifiziert worden. 
Den Abguß des harten Gaumens kann man von einem Zahnarzt be¬ 
stellen; es ist aber leicht, einen solchen selbst anzufertigen. Am besten wird 
der rötliche Modellierstoff der Zahnärzte (godiva, stents o. dgl.) genommen. Die 
Masse wird in warmem Wasser (ca. 60°) erweicht, auf eine besondere Form 
1) Erhältlich vom Erfinder, H. W. Atkinson, West view, Eastbury Avenue, 
Northwood, Middlesex. Preis 8 shill. 6 pence. (Angabe nach einem dem Maître phoné¬ 
tique beigegebenen Katalog vom Erfinder; die Eig. 25 stammt auch davon her.)
	        
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