Die Untersuchung der Sprechbewegungen. 37
weglichen Zeiger, dessen jeweiliger Stand an einem Halbzirkel abgelesen
wird.
W enn man den vertikalen Abstand der Kiefer nach diesen Metho den b estimmt,
muß man immer ins Auge fassen, daß der Unterkiefer im vorderen Teile
gegen den Oberkiefer etwas zurücktritt (ca. 3 mm), und diesem Umstand
Rechnung tragen. Der Apparat Eykmans bewirkt die Reduktion von selbst;
man befestigt ihn senkrecht an einem Stativ, so daß die obere Stange un¬
beweglich bleibt. Dann ist der Einfluß der horizontalen Bewegungen aus¬
geschaltet, ein Vorteil, den die anderen Methoden nicht gewähren.
2. Registrierung. Der einzige Forscher, der zur Registrierung der
Kieferbewegungen ein spezielles Instrument konstruiert hat, ist m. W.
Zwaardemaker (53); der Apparat bildet einen Teil der oben angeführten
Gesamteinrichtung. — Zuerst ging Zwaardemaker von der Erwägung
aus, daß die Bewegungen des Gelenkkopfes (Condylus) auf die angrenzenden
Weichteile einwirken und speziell im Ohrgange Veränderungen des Lumens
zur Folge haben müssen. Ein elastischer Gummiballon, in den Ohrgang
eingesteckt, wurde je nach dem Kieferstande verschieden gepreßt und über¬
trug die Druckänderungen einer Mareysehen Schreibkapsel. Diese An¬
ordnung hatte den Vorteil, daß die Sprechorgane davon unberührt blieben.
Immerhin zeigten Untersuchungen von Luce (55), daß die Bewegungen des
Gelenkkopfes den Kieferöffnungen nicht streng proportional sind; außerdem
waren die erhaltenen Ausschläge im allgemeinen zu klein, weshalb Zwaarde¬
maker diese Anordnung aufgab. Wie mir scheint, wird sie wohl einen
weiteren Nachteil gehabt haben. Die horizontalen Bewegungen des Unter¬
kiefers bewirken nämlich auch Änderungen in der Spannung der Weichteile,
und die Bewegungen der Schreibspitze können also nicht eindeutig ge¬
wesen sein.
In der zweiten Form der Anordnung verlegt Zwaardemaker den
Fühlapparat nach dem vorderen, freien Ende des Kiefers. Gemäß dem
Galle eschen Grundsatz konnte der Fixpunkt nicht an den Unterzähnen
gesucht werden; an der Kinngrube geht es auch nicht an, weil die Haut
gleiten kann; der Punkt muß unten gesucht werden. Dazu nimmt Zwaarde¬
maker einen Bügel (Fig. 19). Der Bügel klemmt nicht den Hinterteil des
Kiefers, sondern wird durch 3 am Stirnband befestigte Spiralfedern in
schwebender Stellung gehalten (Fig. 17). Die Schlotterung ist dadurch
vermieden, daß 2 verstellbare Gummikeile Je, Je von hinten den angulis man-
dibulae, und vorn eine gleichfalls verstellbare, rollende Kugel b der Kinn¬
grube anliegen; diese Kugel gewährt der Haut freie Beweglichkeit. Die
vordere Spiralfeder ist an einem langezogenen Luftkissen, einer Art Blase¬
balg, befestigt, der mit einer Schreibkapsel verbunden wird (Fig. 17). Die
Senkungen des Kiefers ziehen die Feder und erweitern das Kissen; während
der Hebungen zieht sich das Luftkissen zusammen.
Wie ich in Utrecht prüfen konnte, fungiert der Apparat gut und ist
wegen der Größe der Dislokationen und der vollkommenen Äquilibrierung
sehr empfindlich. Bei sorgfältiger Einstellung der Keile und der Rolle übt
er auch keinen merklichen und störenden Druck auf die Sprechorgane