Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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J. Poirot, Die Phonetik. 
Goldsclieider 0,3 bis 0,4° ist und bei einer Fingerlange von 10 cm eine 
Verschiebung der Spitze um 1 mm einem Betrag von ca. 0,6° des von der 
Fingerspitze beschriebenen Kreises entspricht, so wird eine solche Ver¬ 
schiebung noch zuverlässig empfunden werden. Allerdings ist die gewonnene 
Angabe mehr qualitativer Art; bei genügender Übung meint aber Gutz- 
mann, daß man vielleicht auch grobe quantitative Angaben erhalten könnte. 
M. E. dürfte folgende Einrichtung einen Versuch verdienen. Dem Halse 
parallel würde man einen Maßstab stellen und am Finger, etwa in der Höhe 
des Nagels, einen dünnen, jedoch steifen Metalldraht befestigen, der sich seit¬ 
wärts bis zum Maßstab erstrecken würde. Dadurch könnte man die Stellungen 
der Fingerspitze ablesen; mit welcher Genauigkeit, wird der Versuch zeigen. 
b) Palpation mit der gestreckten Hand. — Sie wird von hinten aus¬ 
geführt. Der Untersucher legt die leicht gekrümmte Hand am Halse so, 
daß der Außenrand des Zeigefingers sich am Unterkieferhalswinkel befindet 
und die Fingerspitzen bis zum Vorderhals reichen. Als besondere Marken 
hat man die 2 Seitenränder der 4 Finger, also 8 Punkte. Die Unterschiede 
lassen sich allerdings nur gröber angeben als beim obigen Verfahren. \— 
Über die Genauigkeit solcher Empfindungen (Gleitbewegungen unter weicher 
Decke) liegen leider keine experimentellen Resultate vor. 
Zur Bestimmung der allerfeinsten Nuancen genügt hier die Beobachtung 
nicht; jedoch ist sie innerhalb der angeführten Genauigkeitsgrenzen sehr 
zuverlässig und vermag den vollen Umfang der Bewegungen zu verfolgen. 
Die Palpation dürfte an Feinheit der Unterschiede die Inspektion über¬ 
treffen; sie hat jedoch den Nachteil, daß sie von gewissen Versuchspersonen 
nicht geduldet wird. An sich selbst zu beobachten, hält Gutzmänn für sehr 
bedenklich, es sei denn, daß man durch lange Übung zur vollen Objektivität 
der Haltung gekommen ist. 
B. Versuchsmethodeii. 1. Photographie des Kehlkopfes. Die 
photographische Aufnahme des Kehlkopfes ist noch nie versucht worden, dürfte 
aber die Mühe lohnen (Gutzmänn (38) S. 92). Jedenfalls müßte man Per¬ 
sonen mit stark hervortretendem Schildknorpel nehmen und den Hals mit 
dermographischen Marken versehen. Die einfache Photographie ist nicht 
empfehlenswert, weil sie ein langes Anhalten des jeweils gesprochenen 
Lautes erfordert, das die natürliche Stellung leicht beeinträchtigt. Dagegen 
würde eine Kinematographie (sprungweise Registrierung) vielleicht brauchbare 
Resultate liefern. Sie könnte jedenfalls den Kehlkopf bis zu den extremen 
Stellungen verfolgen, während die unten besclmebenen Apparate, wie wir 
sehen werden, nicht so weit reichen. 
2. Röntgenphotographie des Kehlkopfes. —• Röntgenaufnahmen des 
Kehlkopfes sind von verschiedenen Forschern gemacht worden. Darüber 
s. weiter unten (Röntgenaufnahme des Ansatzrohres S. 31 ff). 
3. Kontinuierliche Registrierung (Laryngographie). Zur graphischen 
Aufnahme der Kehlkopfbewegungen dienen die Laryngographen, die mit 
Luftübertragung arbeiten. Der Kehlkopf bewegt sich vertikal und horizontal. 
Man kann daher beide Bewegungen getrennt aufnehmen. Jedoch sind die 
horizontalen Bewegungen im Vergleich zu den vertikalen so gering, daß 
manche Forscher die ersteren vernachlässigen und ihre Apparate nur für
	        
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