Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die Untersuchung der Sprechbewegungen. 
Achse drehbarer, labiler Stift wird gegen den Schildknorpel gedrückt 
und schwingt auf und ab. In seinen Exkursionen schlägt er oben gegen 
den Fuß eines Glöckchens. Dadurch wird ein intermittierendes Klingeln 
bei der Stimmbandschwingung erzeugt. Schaltet man Stift und Glocke mit 
einem elektrischen Signal in einen Stromkreis, so erhält man eine elektrische 
Registrierung (Fig. 10). Die Handhabung ist aber schwierig, und der Apparat 
kann sich mit den obigen Kapseln nicht messen. Zur Demonstration kann 
dieser „explorateur électrique“ bequem sein. 
Fig. 10. 
Kehltonaufnehmer nach Rosapelly. 
2. Die Untersuchung der Massenbewegungen des Kehlkopfes. 
A. Beobaclitimgsmethoden. — Bei ihrer großen Beweglichkeit besitzt 
die Kehlkopfmuskulatur doch keinen nennenswerten Muskolsinn. Zur Beo¬ 
bachtung ist man daher auf das Auge und den Tast angewiesen. 
1. Die Inspektion des Kehl¬ 
kopfes. — Die Bewegungen des 
Kehlhopfes können mit dem Auge 
wahrgenommen werden. Die gün¬ 
stigste Stellung ist im Profil, und 
die Beobachtung ist desto leichter, je 
stärker der Schildknorpel hervortritt. 
Noch besser kann man nach dem 
Vorgang Garcias die Bewegungen 
am Schatten des Kehlkopfes unter¬ 
suchen. Da der Kehlkopf unter der so gut wie unbeweglichen Haut gleitet, 
so empfiehlt es sich, zur Orientierung in gewissen Abständen (z. B. je 0,5 cm) 
mit dem dermographischen Stift Marken zu zeichnen, deren eine dem Ruhe¬ 
stand des Kehlkopfes entspricht. Man visiert dann eine bestimmte Stelle 
des Kehlkopfes und kann deren Lageänderungen nach den Marken bestimmen. 
Vorausgesetzt, daß man die Hälfte der Skalenteile zuverlässig bestimmen 
kann, ließen sich Änderungen von ca. 2 mm dadurch angeben. 
2. Die Palpation des Kehlkopfes. — Mit dem Finger fühlt man unter 
der Haut die Bewegungen des Kehlkopfes, sowohl die vertikalen wie die 
sagittalen. Nur muß man die Beobachtung einzurichten wissen. Die tastende 
Hand muß derart gestellt werden, daß man einen Fixpunkt hat, damit die 
erhaltenen Empfindungen eindeutig sind. Die Hand einfach horizontal halten 
und den Finger auf den Schildknorpel legen, geht offenbar nicht an, weil 
sie ihre Stellung ändert. Die Hand an die Vorderbrust anstemmen ist auch 
nicht gut, da man durch die Atembewegungen gestört wird. Gutzmann, 
der mit Flatau (38) und allein (39) über die Kehlkopfbewegungen eingehende 
und sorgfältige Untersuchungen veröffentlicht hat, empfiehlt zwei Methoden, 
deren eine hauptsächlich auf die Gelenkempfindungen, die andere auf das 
Gleitgefühl baut. 
a) Palpation mit dem gestreckten Finger. — Die beste Anlegestelle 
für den gestreckten Zeigefinger ist zweifellos die incisura thyreo-hyoidea. 
Nur muß die Hand auf einem festen Stativ ruhen und der Finger nur passiv 
anliegen; er darf nicht drücken. Die vertikalen Bewegungen des Fingers 
werden entweder im Phalangealgelenk oder im Metacarpophalangealgelenk 
empfunden. Da die Unterschiedsschwelle für letztere Artikulation nach
	        
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