Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
gieren, während dann in Wirklichkeit rx oder xr auftraten. In der zweiten 
Gruppe (R. ohne Zuordnung der Tätigkeit) erschienen zwei Ziffern, und es 
stand der Y.-P. frei, eine der vier Spezies darauf anzuwenden und darnach 
pe in den Schallschlüssel (s. S. 499) zu rufen. Versuche dieser letzeren 
Art fallen natürlich vollständig aus dem Rahmen der experimentell möglichst 
eindeutig festgelegten Versuche heraus, ähnlich wie die Analyse der intellek¬ 
tuellen Prozesse unter den nicht weiter kontrollierbaren, aus dem alltäg¬ 
lichen Leben mitgebrachten Voraussetzungen. 
d) Die Deutung der Zeitverlängerung bei der erschwerten 
Reaktionshandlung. 
(Kritik des Subtraktions Verfahrens.) 
Ebenso, wie Helmholtz in seinen S. 482 erwähnten Versuchen durch 
die Subtraktion zweier Reaktionszeiten einen völlig auf die periphere Er¬ 
regungsleitung entfallenden Zeitabschnitt abzugrenzen versucht hatte, wollte 
nun Donders auch die Zeit für die höheren psychischen Prozesse, nämlich 
die Dauer der „differentiellen Willensbestimmung“ bei den disjunktiven 
Reaktionen und die Unterscheidungszeit bei den Erkennungs-Reaktionen auf 
spezielle Merkmale (s. S. 494) einfach dadurch bestimmen, daß er zunächst 
von der Zeit der disjunktiven Reaktion die Zeit der Erkennungsreaktion auf 
das entscheidende Merkmal des zugehörigen Reizmotives und dann von der 
letzteren die Zeit einer entsprechenden einfachen Reaktion abzog. Hierin ist 
ihm vor allem auch Wundt nachgefolgt. Nun hat aber schon Helmholtz 
(s. S. 483) es als nicht völlig erwiesen zugestanden, ob die Entwickelung des 
Impulses aus der Reizauffassung bei dem näheren und ferneren Reiz völlig 
gleich sei, und ähnliches gilt für die der Sinnesphysiologie zugehörige 
Methode, aus den Zeiten der Reaktion auf spezielle Merkmale, z. B. auf 
Temperatur, Farbe, Tonhöhe, den Zeitpunkt der Entstehung dieser Qualitäten 
im Laufe des Anstieges der Sinneserregung zu schließen. Die Zeitver¬ 
längerung der disjunktiven gegenüber jener Erkennungs-Reaktion aber kann 
deshalb nicht einfach auf die neu hinzutretenden Willensprozesse bezogen 
werden, weil man in diesen Erkennungs-Reaktionen wegen der einzigen 
Bewegungszuordnung zu allen wie bei der disjunktiven Reaktion gleich mög¬ 
lichen Reizmotiven gar niemals eine objektive Garantie dafür besitzt, ob bei 
ihnen wirklich nur auf das spezielle Merkmal reagiert wurde, das hei der Dis¬ 
junktion entscheidend wird. Geschieht dies aber nicht, so ist natürlich auch 
die Erkennungsleistung eine viel geringere, als sie in der korrekten 
disjunktiven Reaktion enthalten ist. Wollte man dies aber durch die Selbst¬ 
beobachtung kontrollieren, wie Wundt, so würden solche Erkennungs¬ 
reaktionen wieder Prozesse einschließen, die zur Erkennung der speziellen 
objektiven Reizmerkmale als solcher bei den disjunktiven Reaktionen nicht 
erforderlich sind (vgl. S. 495, A. 1). Ebenso ist aber wohl die Annahme 
unzulässig, daß bei der Reaktion auf ein spezielles, unter Umständen schwer 
zu erkennendes Merkmal die Impulsentwickelung die nämliche sei, wie bei 
der Reaktion auf einen deutlich übermerklichen Sinneseindruck überhaupt. 
Scheint doch auch schon das Ergebnis der Selbstbeobachtung darauf hinzu-
	        
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