Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
schwindend kleinen oder sogar negativen Zeitwerten1). S. Exner2) ging ihr 
dann systematisch weiter nach und sah, daß man auch für Momentanreize 
bei rhythmischer Wiederholung zu dieser Einstellung übergehen könne, 
wenn man nicht jedesmal auf die einzelnen Reize warte, sondern eine mit 
ihr synchrone Taktierbewegung auszuführen suche. Doch sind seine auf 
optischen Takt bezüglichen Ergebnisse noch nicht so günstig als die, welche 
F. Martius3) für das Nachtaktieren einer gehörten Taktreihe erhielt, ein Ver¬ 
such, den dieser zur Prüfung der Genauigkeit einer ähnlichen Registrierung 
des Pulses unternahm. 
d) Die Notwendigkeit einer systematischen Kontrolle der instruktions¬ 
mäßigen Motivation der Reaktionshandlung. 
1. Die allgemeine methodische Ableitung der Motivkontrolle aus 
den Vorschriften für die Induktion eines Motivationszusammen¬ 
hanges. 
Offenbar kann sich aber nun auch bei fortgesetzter Wiederholung eines 
Reaktionsversuches, bei welchem dem Reizmotiv nur ein einziger Sinnesein¬ 
druck in einem völlig geläufigen bequemen Intervall als Vorsignal voraus¬ 
geht, schließlich ebenfalls eine so lebhafte Antizipation des Hauptreizes von 
der Wahrnehmung dieses Signales an ausbilden, daß der Impuls ohne be¬ 
sondere Gegenmaßregeln einfach in dem Takte, der in früheren wirklichen 
Reaktionen auf den Reiz eingeübt wurde, ohne weiteres Abwarten eines 
neuen Sinneseindruckes anschwillt, Solange diese Zeitlage noch ungefähr ein¬ 
gehalten wird, braucht sich dieser neue psychologische Charakter der Impuls¬ 
entwickelung in den gewöhnlichen Reaktionsversuchen objektiv gar nicht 
weiter zu äußern. Wegen des instruktionsgemäßen Strebens, die Bewegung 
ohne Zeitverlust auszuführen, schleicht sich aber bei dieser neuen Einstellung 
meistens auch noch die Tendenz ein, die Bewegung möglichst gleichzeitig 
mit dem antizipierten Reiz selbst zu vollziehen, und führt dann bei negativen 
Zeitfehlern zu gelegentlichen, teilweise allerdings auch noch irregulärer beding¬ 
ten vorzeitigen Reaktionen, die früher das einzige sichere Kriterium für 
diese innere Einstellung bildeten, da die Selbstbeobachtung allein bei der 
Feinheit der zeitlichen und intensiven Differenzierung der entscheidenden 
Momente hierzu niemals ausreichen kann. 
Da aber der Impuls nur deshalb so bald ausgelöst wird, weil er über¬ 
haupt nicht mehr durch die spezielle Neuauffassung des Reizes, sondern 
durch seine Erwartung in einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Vorsignal 
motiviert ist, so muß sich die korrekte Einstellung der eigentlichen 
Reaktion auf den Reiz in einem beliebigen Einzelversuch syste- 
1) Eine besonders klare Gegenüberstellung der beiden Verhaltungsweisen findet 
sich schon bei Le Verrier, Annales de l’observatoire de Paris (mémoires) T. VIII, p. 7, 
(ausführlich zit. bei H. Leitzmann: Über Störungserscheinungen bei astronomischer 
Registrierung, Wundts Phil. Stud. V, 1889, S. 56ff. (S. 62, Anm. 1). 
2) a. S. 480, A. 2 a. O. S. 639 ff. 
3) F. Martius, Weitere Untersuchungen zur Lehre von der Herzbewegung, Zeit¬ 
schrift für klinische Medizin Bd. XV, S. 536. (Vgl. auch Kraepelin, Zur Methodik der 
Herztonregistrierung, Deutsche Med. Wochenschrift 1888. Kr. 33.)
	        
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