Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
berbeiführt. Auch ließen sich wohl durch eine Registrierung dieses weiteren 
Verlaufes im einzelnen Abweichungen von seinem Optimum hinsichtlich 
eines möglichst schnellen Einsetzens der ganzen Bewegung je nach der Ge¬ 
schicklichkeit der V.-P. konstatieren und durch Übung entsprechend redu¬ 
zieren. Doch könnte dies höchstens nach einer vollständigen „Mechanisie¬ 
rung“ der neuen Form (s. S. 463) auch der Lösung der ursprünglichen Auf¬ 
gabe wieder zugute kommen. Denn jede ausdrückliche Forderung einer 
allgemeiner oder spezieller bezeichneten Bewegungsform, die eine gewisse 
Aufmerksamkeit verlangt, geht über die zunächst so einfach als möglich ge¬ 
stellte Aufgabe hinaus, die sich ausschließlich auf den Eintritt einer im 
übrigen sich selbst überlassenen Handlung bezieht. 
Eine solche Leistung nennt man eine „Reaktion auf den Reiz 
schlechthin und das ganze Experiment einen „Reaktionsversuch“ im engeren 
Sinne (s. S. 15), nachdem schon Donders1) diesen Ausdruck in diesem 
Zusammenhänge gebraucht und S. Exner2) dann das objektive Haupt¬ 
resultat eines solchen Versuches, das Zeitintervall zwischen dem Reiz und 
der registrierbaren Bewegung als „Reaktionszeit“ bezeichnet hat. Die 
instruktionsgemäße Reaktionsleistung ist aber nun offenbar nur durch den 
wohlgeordneten Vollzug dreier Partialleistungen möglich: Die V.-P. hat 
sich zunächst die Befolgung der Aufgabe, wonach sie auf einen bestimmten 
Reiz mit einer verabredeten Bewegung reagieren soll, für eine gewisse Zeit, 
in welcher der Versuch stattfinden soll, so sicher vorzunehmen, daß sie bei 
der Wahrnehmung dieses Reizes wirklich zur „richtigen“ Tat „bereit“ ist. 
Diese Seite der Vorbereitung der Reaktionsleistung, die in gewissem Sinne 
mit dem Akte der „Einprägung“ bei Gedächtnisversuchen nach der Paar¬ 
methode (s. S. 390 ff.) zu vergleichen ist, bezieht sich also auf die „Zuordnung“ 
einer Bewegung zu einem Reizmotiv überhaupt. Diese wäre als solche aber 
natürlich auch bei einer beliebigen Zwischenzeit zwischen Reiz und Be¬ 
wegung einzuhalten, falls die V.-P. nur einen Motivationszusammenhang 
überhaupt erleben soll. Irgend eine Eindeutigkeit besitzt daher 
auch diese Aufgabe wieder erst beim Hinzutritt einer Extrembe¬ 
stimmung, wonach sich die Bewegung ohne jeden Zeitverlust 
dem Reize anschließen soll. Hierzu sind aber eben noch zwei weitere 
Partialleistungen erforderlich: Die V.-P. muß das verabredete Reaktionsmotiv 
bei seinem Auftreten so schnell als möglich als solches erkennen, bzw. 
wiedererkennen, und muß darnach wirklich sogleich zur Tat übergehen. 
Natürlich sollen diese drei Seiten jeder korrekten Reaktion3) hiermit nicht 
als völlig selbständige, scharf voneinander abtrennbare Prozesse hingestellt 
werden. Die beiden zuletzt genannten sind vielmehr in der „Zuordnung“ 
1) Die Schnelligkeit psychischer Prozesse, Archiv f. Anat. u. Physiol. 1868, 
S. 657 (666ff.). 
2) Experimentelle Untersuchungen der einfachsten psychischen Prozesse, 1. Abh.: 
Die persönliche Gleichung. Pflügers Arch. f. Physiol. VII, 1873, S. 601 (609). 
3) Auf diese Gliederung des inneren Erlebnisses in jeder korrekten Reaktion, die 
nicht nur für das theoretische Verständnis der Resultate, sondern zunächst auch 
schon für die zweckmäßige Ausgestaltung der Methode von entscheidender Bedeutung 
ist, hat zuerst G. Martius nachdrücklich hingewiesen. (Über die muskuläre Reaktion 
und die Aufmerksamkeit. Wundt, Phil. Stud. Bd. VI 1891, S. 167.)
	        
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