Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

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W. Wirth, Psychophysik. 
waren dabei in der von Garten Bd. II, 3. Abt. S. 340 beschriebenen Weise 
mit Wattebäuschen verlängert, die mit Kochsalzlösung getränkt waren. Läßt 
sich hierbei noch nicht ganz ausschließen, daß an der Stromschwankung teil¬ 
weise eine Widerstandsänderung zwischen Elektroden und Haut durch das 
Schweißsekret selbst schuld sei, so kam eine solche Änderung jedenfalls bei 
den Versuchen von L. Binswanger1) mit Eintauchen der Hände in 
die Kochsalzlösung, wie sie auch bei der Aufnahme des Elektrokar¬ 
diogramms vorgenommen wird, sicher nicht mehr in Betracht (s. II, 4. Abt. 
a. a. O. Fig. 29). 
Wesentlich andere physikalische Grundlagen des Vorgangs ergeben sich 
dagegen, wenn man Metallelektroden in der Hand hält. Dann ist die 
beobachtete Stromstärke, wie Sommer und Fürstenau fanden, unter Vor¬ 
aussetzung des nämlichen Metalles von der Größe der Berührungsfläche und 
der Stärke des Druckes abhängig, so daß durch Druckänderungen in der 
einen Hand sogar die Stromrichtung umgekehrt werden kann2). Natürlich 
wird hierbei, abgesehen von den genannten Aktionsströmen, auch dem 
Schweißsekret selbst, das bei der Erregung auftritt, ein Einfluß auf die 
Stromstärke zukommen. Im wesentlichen scheint aber Sommer die Strom¬ 
änderungen unter seinen Versuchsbedingungen nur für eine besondere Art der 
Registrierung von „Ausdrucksbewegungen“ der Hände zu halten. Auch in 
Veraguths Versuch, bei dem die beiTarchanow nur kompensierende äußere 
Stromquelle dauernd einen konstanten Strom durch den Körper schickt, dem 
sich die psychischen Einflüsse nur superponieren, wurden Metallelektroden 
(Nickel) verwendet. Übrigens muß sich nach den allgemeinen Prinzipien 
der rein physikalischen Methodik entscheiden lassen, welcher Anteil an der 
hierbei beobachteten Änderung der Stromstärke speziell den elektromoto¬ 
rischen Kräften oder den Widerständen zukommt. So führte denn auch 
Albrecht3) einfach sukzessiv zwei sehr verschiedene Widerstände in dem 
äußeren Stromkreise ein und suchte die elektromotorische Kraft und den 
inneren Widerstand dann einfach aus dem beide Male beobachteten Aus¬ 
schlag nach dem Ohmschen Gesetz zu berechnen. Damit aber in beiden 
1) L. Binswanger, Journ. f. Psychol, und. Neurol. 1907 (vgl. E. Weber a. a. 0., 
der diesen direkten Nachweis der Hautströme (unter möglichstem Ausschluß eines 
trockenen Kontaktes und besonderer elektromotorischer Kräfte an der Berührungsfläche) 
bei Tarchanow selbst und Binswanger, wie mir scheint, mit Recht für die ideale 
und allein übersichtliche Anordnung hält). 
2) Klinik f. psych, und nerv. Krankh. 1906, S. 197 und „Deutsche mediz. Wochen¬ 
schrift“ 32, 1906, 1448. (Die scheinbaren elektrischen Ladungen des menschlichen 
Körpers.) Sommer und Fürstenau suchten auch durch Auswahl passender ver¬ 
schiedenartiger Elektroden, die in der Spannungsreihe von der Haut etwa gleich 
weit in entgegengesetzter Richtung entfernt liegen, die Wirkung der elektromotorischen 
Kräfte an beiden Stellen zu summieren, wofür Kohle und Zink geeignet erscheinen. 
(Vgl. auch die älteren Versuche Sommers (1901) a. S. 459, A. 1 a. O. S. 157 (Zur Messung 
elektromotorischer Vorgänge an den Fingern), sowie die Diskussion bei dem unten ge¬ 
nannten Vortrag von Albrecht.) 
3) Über eine neue Methode zur Untersuchung elektrischer Vorgänge am mensch¬ 
lichen Körper, Ber. über den IV. Kongr. f. exp. Psychol, in Innsbruck, 1910 (1911) 
S. 191 ff. (Vgl. auch die Diskussion zu dem Vortrage ebenda S. 195.) Es erscheint 
nächstens auch eine Veröffentlichung Albrechts hierüber im Britisch Journal of 
Psychology.
	        
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