Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Veränderungen an unwillkürlichen oder völlig unbewußt ausgelösten Vorgängen. 463 
Bewegungstendenzen entstehen, die dort fehlen. Man könnte also höch¬ 
stens die Feder der Unterlage so kräftig wählen, daß die Tastempfindungen 
denen bei unelastischer Fundierung hinreichend gleichkommen, könnte aber 
dann natürlich auch die Spannungsänderungen höchstens durch vergrößernde 
Übertragungen, eventuell mit optischen Hilfsmitteln deutlich genug regist¬ 
rieren. Auch bei den So mm ersehen Apparaten sind entsprechende Ände¬ 
rungen der Spannungsverhältnisse durch Regelung der Gegengewichte 
(z. B. g in Fig. 48) erreichbar. 
19. Kapitel. 
Symptomatische Veränderungen an unwillkürlichen oder völlig 
unbewußt ausgelösten Vorgängen. 
71. Mechanisierte Willkürhandlungen. 
Während einzelne neue Willkürimpulse, wie gesagt, höchstens bei der 
Forderung gewisser Extreme unter hinreichend eindeutigen Voraussetzungen 
ablaufen, enthält nun eine geläufige Willkürtätigkeit in ihren einzelnen 
Zügen, wie sie nicht mehr erst durch neue Willkürimpulse dirigiert zu 
werden brauchen, sondern in gewissen Quantitätsverhältnissen rein gewohn¬ 
heitsmäßig ablaufen, selbst bereits eine genügend feste Norm, um aus 
etwaigen Abweichungen hiervon auf Änderungen des gewohnten Bewußt¬ 
seinszustandes im ganzen oder auf spezielle Nebeneinflüsse einzelner gleich¬ 
zeitiger Akte schließen zu lassen, ähnlich wie bei neuen Willkürbewegungen, 
die erst im einzelnen nach bestimmten Vorschriften vollzogen werden sollen 
(vgl. S. 453). Auch in dieser Richtung lassen sich vor allem wieder mit 
Hülfe der kinematographischen Methode, die leicht einen Überblick über 
den ganzen Körper verschafft, psychologische Symptome ableiten, indem 
man die V.-P. bei der Ausführung gewohnter Beschäftigungen aufnimmt *). 
Da aber bei den Rückschlüssen auf die sonstige Bewußtseinslage hierbei, 
wie gesagt, stets ihre Interferenz mit dem gewohnten Ablauf der Impulse 
ohne spezielle Konzentration auf die Einzelheiten der Handlung vorausgesetzt 
ist, so wird alles darauf ankommen, daß die V.-P. entweder von der gleich¬ 
zeitigen Aufnahme der gewohnten Beschäftigung überhaupt nichts weiß, oder 
daß sie wenigstens von einer solchen Kenntrfis so weit zu abstrahieren ver¬ 
mag, daß sich die Verhältnisse zwischen den Bewußtseinsgraden der einzelnen 
Impulse nicht wesentlich verschieben1 2). 
1) Vgl. Sommer a. S. 458, A. 3 a. 0. 
2) Bezüglich der Methoden zur Analyse dieser Bewegungsvorgänge der willkürlichen 
Muskulatur im einzelnen kann hier wieder nur ganz im allgemeinen auf die Spezial¬ 
literatur verwiesen werden. In vieler Hinsicht können die vorhin in § 70 erwähnten 
Methoden Verwendung finden, soweit sie eine hinreichende Exkursion der Bewegung ge¬ 
statten. Der speziellen Bewegungslehre über die Fortbewegung des Körpers, über die
	        
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