Volltext: Handbuch der physiologischen Methodik, Dritter Band, Zweite Hälfte: Zentrales Nervensytem, Psychophysik, Phonetik (3)

Die psychologischen Symptome in der willkürlichen Bewegung und Ruhe. 455 
Fixierung1) allmählich herausgebildet hat. An einem solchen Apparate ist 
aber innerhalb des freien Spielraumes der Hebung ein maximaler Kraft¬ 
aufwand nur möglich, wenn das angehängte Gewicht eben noch vollständig 
gehoben werden kann. Treves suchte nun für jeden Arbeitsmoment dieses 
„Maximalgewicht“ und konstruierte auch andere Apparate für dieses Prinzip2). 
Die tatsächliche Willensanstrengung zu einer einmaligen Maximalleistung 
am Dynamometer oder dergl., welche die V.-P. in einem ihr anheimgegebenen 
oder nur ungefähr avisierten Zeitpunkt ausführt, ist natürlich erst dann 
völlig eindeutig bekannt, wenn man auch den Verlauf der Handlung bis zur 
Endlage kennt. Nun gibt es allerdings auch hier ein Optimum der Kraft¬ 
entwicklung, das bei Übung und Geschicklichkeit in der Hantierung mit 
dem speziellen Apparat auch tatsächlich erreicht und wohl jederzeit 
wenigstens angestrebt wird. Bei den in psychologischen Versuchen stets 
notwendigen Wiederholungen tritt zugleich die Ausbildung einer Gewohnheit, 
gleichgültig ob sie die optimale ist oder nicht, also das S. 453 genannte 
Moment der Unterordnung unter erfahrungsgemäße Inhalte, konstanzerhöhend 
hinzu. Jedenfalls ist es aber bei der Beurteilung von Nebeneinflüssen von 
Wert, wenn man aus einem Überblick über den ganzen Verlaut beurteilen 
kann, wieweit die Variation des Endeffektes sich schon aus der Verlaufs¬ 
form erklären läßt, wieweit also der Nebeneinfluß den Endeffekt schon um 
dessentwillen modifizieren muß, weil er die Impulsentwicklung im einzelnen 
verändert. So hat schon Féré sein Federdynamometer (nach Hammon und 
Verdin) mit einem Mareyschen Schreibtambour verbunden, der die Kom¬ 
pression graphisch zu registrieren gestattete. Diese Verbindung nannte er 
„Dynamograph“3). Sie ist auch in A. Lehmanns und Henrys Apparat 
hergestellt, bei letzterem aber direkter, wodurch die besondere Eichung des 
zugleich niemals völlig konstanten Tambours unnötig wird. Der Ergograph 
Mossos war von vornherein auf eine solche Aufzeichnung des Hebungs¬ 
verlaufes eingerichtet4). Doch geht hier, zumal bei Belastung mit dem 
„Maximalgewicht“ nach Treves, für die Aufzeichnung ein viel größerer Teil 
jeder Muskelkontraktion bis zum Anhub verloren, als bei einem passend ein¬ 
gestellten Dynamographen, während allerdings dafür andererseits der weitere 
Verlauf gleichmäßiger zur Geltung kommt. 
Bei der Verwendung des Ergographen oder Dynamographen5) zu fort¬ 
gesetzten Leistungen, z. B. zur Verfolgung der Ermüdung, wozu Mosso 
1) U. a. kritisierten auch Binet und Lehmann a. a. 0. den Mosso sehen Ergo¬ 
graphen. 
2) Vgl. Caspari und Zuntz, S. 56 und Treves, L’énergie de contraction dans 
le travail musculaire et la fatigue nerveuse, Arch, di Fisiologia I, 1904, S. 171. 
3) Sensation et mouvement 1. Aufl. 1887. (Schon seit Anfang der 80er Jahre waren 
von ihm hierüber einzelne Abhandlungen erschienen in Compt. rend, de Soc. de Biol.) 
4) Mosso versuchte übrigens die Spannung in jedem Momente der Hebung noch 
besonders durch sein Ponometer zu bestimmen (a. Bd. I, 3. S. 54, A. 1 a. 0., S. 119), 
wogegen G. E. Müller (Zeitschr. f. Psychol. 1, S. 187ff.) Einwände erhob. 
5) Lehmann bezeichnet übrigens seinen modifizierten Dynamographen auch als 
Ergographen. Es ist oben der Ausdruck nur für die (im Angriffspunkte) isotonischen 
Gewichtsergographen beibehalten, obgleich natürlich auch jeder Dynamograph, indem 
er den Verlauf der Kraftentwicklung im einzelnen angibt, eine „Arbeit“ registriert. 
Auch beim Gewichtsergographen liegen aber freilich die Arbeitsverhältnisse für die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.